Die Führungskrise in der Münchner CSU

Ärger um „Demutspapier“ für Horst Seehofer. Der CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle drängt nach vorne und legt sich dabei mit dem Münchner CSU-Chef Otmar Bernhard an. Spaenle will mehr Verantwortung übernehmen.
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Hat ausgebrüllt: Der Löwe an der CSU-Zentrale in München
Bongarts/Getty Images Hat ausgebrüllt: Der Löwe an der CSU-Zentrale in München

MÜNCHEN - Ärger um „Demutspapier“ für Horst Seehofer. Der CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle drängt nach vorne und legt sich dabei mit dem Münchner CSU-Chef Otmar Bernhard an. Spaenle will mehr Verantwortung übernehmen.

Seinen Geburtstag konnte Otmar Bernhard gestern nicht groß feiern, denn im Schatten der CSU-Krise tobt in seinem Münchner Bezirksverband ein heftiger Machtkampf: um den Vorsitz. Da drängt nämlich Ludwig Spaenle nach vorne. Der setzte gestern unter den sieben Münchner Landtagsabgeordneten ein Positionspapier für Horst Seehofer als neuen CSU-Chef und Ministerpräsidenten „in einer Hand“ durch (siehe Seite 4).

„Das ist ein Demutspapier“, meinte ein Vorstandsmitglied zur AZ: „Da will jemand was werden und verwischen, was für Schmähungen über Seehofer schon von ihm und aus München kamen.“ Etliche Vorstände waren sauer, weil das „Demutspapier“ nicht mit dem Bezirksvorstand abgesprochen war. Der tritt erst heute zusammen – gestern wurde dazu ziemlich hektisch eingeladen. „Spaenle versucht, das Heft in der Hand zu behalten, um vorne mit dabei zu sein“, sagen Parteikollegen. Ludwig Spaenle verteidigt den Alleingang: Es gehe um eine Frage, die „die sieben Landtagsabgeordneten zu entscheiden“ hätten. Das korrigieren Vorstandskollegen: „Die sieben wählen den Ministerpräsidenten, aber nicht den Parteivorsitzenden.“

So hält sich die Begeisterung im Vorstand in engen Grenzen „Wir sind nicht die Nickaffen der Landtagsabgeordneten!“ meint einer. In Wirklichkeit geht es wohl eher darum, beim künftigen CSU- Chef angenehm aufzufallen. Gerade aus München, weil der Bezirksverband in der CSU an Einfluss verloren hat. Früher stellten die Münchner zwei Kabinettsmitglieder. Seit dem Rauswurf von Monika Hohlmeier nur einen (Bernhard). Jetzt drängen Umweltminister Bernhard und Ludwig Spaenle ins Kabinett. Ein dritter Münchner wird genannt – ohne dass er öffentlich mitmacht: Joachim Unterländer aus Feldmoching.

„Die Kabinettsfrage wird klären, wer im nächsten Frühjahr zum Vorsitzenden der Münchner CSU gewählt wird“, so ein Vorstand zur AZ. Zwei Posten werde München kaum bekommen. Sie hoffen, dass es wenigstens einer wird.

Kürzlich kam die Erosion in der Münchner CSU wieder zu Tage: Im Streit um die Sendlinger Moschee. Bernhard feierte es als einen Sieg der Münchner CSU, dass es eine kleinere Moschee geben werde. Doch Spaenle hielt radikal dagegen. „Im Vorstand kam es zum Krach und zu massiven Angriffen auf Bernhard“, so ein Beobachter. Bernhard vertrat die Position, die Münchner CSU müsse sich als „liberale Großstadtpartei“ zeigen.

Spaenle fühlt sich stark für Führungsaufgaben – wo auch immer. Er hat mit Schwabing einen der schwersten Stimmkreise für die CSU erobert. Spaenle: „Das ist ein Pfund, mit dem ich wuchern kann.“

„Aber nicht nur Spaenle hat Appetit auf den Bezirksvorsitz“, verrät ein CSUler: „Auch Seppi Schmid bindet sich dieServiette um.“ Und Seppi Schmid hat Geduld, Zähigkeit und Sitzfleisch, auf seinen Moment zu warten.

Willi Bock

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