Der ersehnte Pflegeturbo? So will neues Münchner Zentrum gegen Personal-Engpässe kämpfen
Luca heißt im hier vorliegenden Fall der Patient, der im neuen Kompetenzzentrum für internationale Pflegekräfte (KiP) an der München Klinik im Krankenbett liegt. Luca ist acht Jahre alt, hat eine Operation hinter sich und muss nun von einer Pflegekraft nachbetreut werden. Luca ist nicht echt, sondern eine Puppe, die zu Übungszwecken im Patientenbett liegt. Sie ist topmodern, kann sogar zum Beispiel einen plötzlich rasenden Puls simulieren.
Die Nachsorge nach der OP ist verkürzt gesagt die Aufgabenstellung für die ausländischen Pflegekräfte, deren Ausbildung hier im KiP möglichst effizient und rasch anerkannt werden soll – damit sie in Deutschland als Pflegekraft arbeiten können.
Denn dieses Thema beschäftigt die Gesundheitspolitik in München und in ganz Deutschland schon lange: Es herrscht akuter Mangel an Pflegekräften, und der wird sich wegen der immer älter werdenden Gesellschaft nur noch verschärfen.
Fachkräftemangel in der Pflege: Mit diesem Zentrum soll es in München besser werden
"Wir müssen diesen Fachkräftemangel in der Pflege bekämpfen", sagte die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) bei der Eröffnung. Das KiP sei ein "bisher einzigartiges kommunal gefördertes Modellprojekt", das dabei helfen soll, so Dietl.
Laut Medienberichten geht zum Beispiel die bayerische Staatsregierung davon aus, dass bis 2050 insgesamt 30.000 Vollzeitstellen neu geschaffen werden müssten, um den Bedarf zu decken. Laut einer Studie des IGES-Instituts von 2019 werden allein in München in wenigen Jahren schon 2.100 Pflegekräfte fehlen.

Vor zwei Jahren hat darum der Stadtrat beschlossen, dieses Kompetenzzentrum für internationale Pflegekräfte aufzubauen, das am Dienstag in der München Klinik seine Eröffnung feierte. Das Ziel: mindestens 400 Pflegekräfte sollen hier erfolgreich das Anerkennungsverfahren durchlaufen und dann in der Pflege arbeiten können.
"Wir brauchen jeden einzelnen von ihnen": Warum München auf ausländische Pflegefachkräfte angewiesen ist
"Viele qualifizierte Menschen kommen aus dem Ausland nach München, um hier in der Pflege zu arbeiten – und wir brauchen jede*n einzelne*n von ihnen", sagt Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD).
Diese Anerkennung ausländischer Pflegefachkräfte passiert in München bereits in den Pflegeschulen. Mit dem KiP wird die Kapazität laut Zurek fast verdoppelt. So schaffe man es, "alle Antwärter*innen in München schnell in ihren Pflegeberuf zu bringen", sagt Zurek.
Das lässt sich die Stadt für die kommenden drei Jahre insgesamt 2,9 Millionen Euro kosten. Es ist ein Pilotprojekt, das auf drei Jahre angelegt ist. Danach werde es ausgewertet. Sowohl Bürgermeisterin Dietl als auch die Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek denken aber, dass diese Auswertung positiv ausfallen werde. "Ich bin zuversichtlich, dass das ein dauerhaftes Projekt wird", so Zurek.
Das KiP wurde europaweit ausgeschrieben, den Zuschlag bekam die München Klinik. Dort werden aktuell bestehende Räume auf dem Klinikgelände modernisiert, dann sollen dort "in einer modernen Lernumgebung Simulationstrainings und -prüfungen" angeboten werden.
"Behördendschungel" ersparen: Nach drei Monaten folgt die Prüfung
Was den Pflegefachkräften, die hier in München arbeiten wollen, so erspart wird, ist der "Behördendschungel", wie es Bürgermeisterin Dietl nennt. "Hier gibt es alles aus einer Hand".
Der Großteil der ausländischen Pflegefachkräfte, die in Deutschland arbeiten wollen, ist akademisch ausgebildet und soll hier "passgenau" die Unterstützung bekommen, um die Anerkennung zu erhalten.
Drei Monate dauert dieser Prozess, während der Zeit haben die Pflegekräfte insgesamt 240 Unterrichtsstunden am KiP, das sind zwei Tage die Woche. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Sprachkenntnis gelegt, erforderlich ist das Sprachniveau B2. Begleitend gibt es außerdem einen Deutschkurs, bei dem es um die Fachsprache geht.
Am Ende gibt es eine Prüfung, wo eben zum Beispiel ein achtjähriger "Luca" nach seiner Operation betreut werden muss. Und dann steht einer Anerkennung nichts mehr im Weg.
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