Der Controller greift durch
MÜNCHEN - Dieter Reiter (50) ist seit 100 Tagen neuer Wirtschaftsreferent: Er mischt aktiv mit
„Da greift jetzt einer ein, bildet sich seine eigene Meinung und taucht dann auch vor Ort auf “, beobachtet Richard Quaas ganz zufrieden. Was dem CSU-Stadtrat am neuen SPD-Wirtschaftsreferenten durchaus gefällt, bringt natürlich auch Unruhe: Dort, wo er in Nischen schaut, Gewohnheiten stört oder Geschäftsführern städtischer Gesellschaften schärfer auf die Finger sieht.
Dieser Dieter Reiter (50) ist erst 100 Tage im Amt, doch der neue Stil im Referat für Arbeit und Wirtschaft ist schon unverkennbar. Da greift er Defizite auf, die der Stadtrat an seinem Vorgänger kritisiert hatte. „Ich habe heute mehr Kontakt zu den Geschäftsführern städtischer Gesellschaften als das früher üblich war“, sagt Reiter selbst.
Er zitiert sie auch in die Stadtratssitzungen, wenn es um deren Belange geht. So werden auch die Stadtwerke-Könige häufiger als früher im Rathaus gesehen. Er verlangt von den Geschäftsführern auch Berichte, aus denen man auf Anhieb die wirtschaftliche Lage ablesen kann.
Der Stadtrat wird besser informiert
Auch bei der Wiesn ist Dieter Reiter aktiver dabei, als sein Amtsvorgänger. Da merkt man, dass Reiter mitmischen will. Und da merkt man dem früheren Vizechef in der Kämmerei den Controller an. „Ich will für mehr Transparenz bei der Steuerung der Gesellschaften sorgen“, sagt Reiter. Den Stadträten hat das in den letzten Jahren gefehlt. Sie fühlten sich oft schlecht informiert .
Auch auf die Olympia-Bewerbung hat er ein Auge. Da denkt Reiter wie der Kämmerer, sein voriger Chef: „Bei den Olympiabauten geht es nicht um das Wünschenswerte, sondern um das Notwendige.“
Die zweite große Veränderung ist der Europabereich. Er baut dafür eine eigene, siebenköpfige Abteilung auf. „Ich möchte damit möglichst viele Fördermittel aus der EU herausholen“, sagt Reiter. Auch das war also bisher ein Defizit.
Und dann macht der Neue den Rundgang durch die Wirtschaft und besucht auch Projekte, die von der Stadt einen Zuschuss bekommen. „Ich will selbst sehen, was dort passiert und nicht bloß nach dem Papier entscheiden.“ Und wie schätzt er die wirtschaftliche Lage ein? „Das ist ein relativ diffuses Bild“, so Reiter. Einmal sah er in eine fast leere Produktionshalle, beim anderen Mal berichteten Chefs, dass sie Geschäfte machten wie immer.
Willi Bock