Wasserknappheit in Deutschland: Kühles Nass im eigenen Garten - droht privaten Pools in München das Aus?

Private Pools werden in Deutschland immer beliebter, trotz Klimakrise und gebietsweise zunehmendem Wassermangel. Baden auch die Münchner gerne im eigenen Garten – und sollten sie das vielleicht besser lassen?
Jan Krattiger
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Badespaß zuhause: Wie viele private Pools es in München gibt, weiß die Stadt nicht. (Symbolbild)
Badespaß zuhause: Wie viele private Pools es in München gibt, weiß die Stadt nicht. (Symbolbild) © dpa/Patrick Pleul

München - Der Sommer ist in der Stadt! In München gibt es viele Möglichkeiten, sich währen der heißen Monate abzukühlen: die Seen im Umland, die Freibäder, Isar und Eisbach.

In Zeiten von Corona wurde in Deutschland allerdings auch das gemütliche Baden im eigenen Garten beliebter, ob im eigens dafür gebauten Swimming Pool oder im Aufstellbecken. Und die schlucken ordentlich Wasser – in Gebieten wo es im Sommer eher mal knapp wird mit dem Trinkwasser, kann das zum Problem werden

Wie viele private Pools gibt es in München?

Ein durchschnittlicher Aufstellpool benötigt laut Martin Weyand vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft rund 6.500 Liter – oder anders gesagt: Das 52-fache des Tagesbedarfs einer Person. Bei fest verbauten Pools dürfte es sogar noch etwas mehr sein. Nur: wie viele private Pools es in München gibt, weiß keiner. Sie brauchen erst ab 100 Quadratmetern Fläche eine Baugenehmigung – trotzdem muss man natürlich das Bauamt informieren, wenn man einen Pool bauen möchte.

Die Stadt hat zur Anzahl der Pools auch keine Statistik. In der Regel stehen die aber im Garten von freistehenden Einfamilienhäusern – und von denen gibt es in München rund 22.000. Müssen Münchner also ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie sich diesen Sommer am liebsten im Privatpool abkühlen? Einerseits ja: "Prinzipiell verdunstet aus Pools aufgrund ihrer großen Oberfläche viel Wasser. Der Verbrauch ist dementsprechend groß", schreiben die Münchner Stadtwerke (SWM) auf Anfrage. 

SWM: Münchner Trinkwasserversorgung "sehr gut"

Andererseits ist die Münchner Trinkwasserversorgung "sehr gut aufgestellt" – es kommt aus drei Trinkwassergewinnungsgebieten. Und die Grundwasser reagieren laut SWM unterschiedlich schnell auf Trockenzeiten. Regnet es also weniger im Sommer, dafür vermehrt im Winterhalbjahr, so das Beispiel der SWM, habe das "wenige Auswirkungen" auf das Münchner Trinkwasser. 

Und auch das Münchner Wasserwirtschaftsamt sieht die Probleme eher anderswo: "Den größten ´vermeidbaren´Verbrauch haben wir nicht bei einer Poolfüllung einmal im Jahr, sondern zum Beispiel bei der Gartenbewässerung", sagt Stefan Homilius, der Leiter der Behörde. 

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Während in anderen Kommunen in Deutschland also das Verbot von Aufstellpools diskutiert oder auch durchgesetzt wird, ist man in München noch weit entfernt von solch harten Maßnahmen. Weil viel Grundwasser da ist – und weil nur die allerwenigsten überhaupt den eigenen Garten und damit auch Platz für einen Pool haben. 

Defizit in der Grundwasserneubildung: Bekommt München bald Probleme mit dem Trinkwasser?

Trotzdem gilt auch für München , dass in der etwas ferneren Zukunft auf die Stadt Trinkwasserprobleme zukommen könnten: "Ein verantwortungsvoller und bewusster Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen ist zu jeder Zeit – egal ob heiß oder kalt – empfehlenswert, auch wenn wir aktuell in München noch kein Trinkwasserproblem haben", sagt die Klima- und Umweltschutzreferentin Christine Kugler (parteilos) zur AZ. 

In Bayern gibt es seit Jahren ein Defizit in der Grundwasserneubildung, erklärt der Chef des Wasserwirtschaftsamts. "Sollte dieser Trend weiter anhalten, so wird es langfristig gesehen nicht mehr überall selbstverständlich sein, dass Grundwasser in Hülle und Fülle in ausreichender Qualität vorhanden ist". In der Zukunft werde also ein bewusster Umgang "mit dem wertvollen Gut Wasser" umso wichtiger.

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63 Kommentare
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  • Geradeaus-Denker am 19.06.2023 19:55 Uhr / Bewertung:

    Was hier nicht erwähnt ist, dass es Grossabfüller gibt, die die Genehmigung erhalten grosse Mengen Wasser aus der Tiefe zu Pumpen. In Bayern kostenlos. Dafür bezahlen wir dann im Getränkemarkt. Und die Aktionäre in den USA freuen sich seit Jahrzehnten fliessende Dividenden. Da sehe ich viel mehr Handlungsbedarf als bei ein paar privaten Pools!

  • ClimateEmergency am 20.06.2023 11:25 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Geradeaus-Denker

    Naja wer kauft schon Wasser im Getränkemarkt, wenn er besser kontrollierter es, günstigeres und umweltfreundlicheren Wasser direkt aus dem Abwasserhahn bekommt?
    So große Mengen können das also gar nicht sein

  • FFF-Nein Danke am 20.06.2023 16:14 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von ClimateEmergency

    Nestle pumpt in sehr vielen Ländern das Grundwaser ab, um es dann teuer in Flaschen zu verkaufen. Trotz Dürre: Nestlé pumpt 50.000 Liter pro Stunde Wasser aus Äthiopiens Boden, und verkauft es den Einwohnern für teures Geld. Viele sind gezwungen, bei Nestle zu arbeiten, um sich von dem Verdienst Wasser zu kaufen, was denen abgepumpt wird. Viele Brunnen sind ausgetrocknet.

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