"Ich weiß, wie er diese Stadt geliebt hat": Jetzt wird der Vater von Charlotte Knobloch geehrt

Der Vater von Charlotte Knobloch, Fritz Neuland, hat den Holocaust überlebt – und später die Israelitische Kultusgemeinde in München mitgegründet. Dafür wird er nun geehrt. Das Rathaus will ein Stück einer Straße nach ihm benennen. 
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Fritz Neuland hat den Holocaust überlebt – und später die Israelitische Kultusgemeinde in München mitgegründet. Dafür wird er nun geehrt.
Fritz Neuland hat den Holocaust überlebt – und später die Israelitische Kultusgemeinde in München mitgegründet. Dafür wird er nun geehrt. © NS-Dokumentationszentrum
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Vor gut 80 Jahren, am 15. Juli 1945, gründeten Überlebende des Holocausts die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) in München neu. Die Initiative ging damals von Fritz Neuland aus. Er ist der Vater von Charlotte Knobloch, seit 1985 Präsidentin der IKG.

Diesen Donnerstag wird der Stadtrat im Kommunalausschuss voraussichtlich beschließen, nach Fritz Neuland einen Straßenabschnitt zu benennen. Das hat OB Dieter Reiter (SPD) diesen Sommer beim Festakt zum 80-jährigen Bestehen der IKG bereits angekündigt. Der Antrag dazu ging von CSU und Freien Wählern aus.

Vater von Charlotte Knobloch besonders geehrt: Um diesen Abschnitt geht es

Der Abschnitt, der nach Fritz Neuland benannt werden soll, liegt in der Nähe der Synagoge und des St.-Jakobs-Platz und erstreckt sich bis zu Blumenstraße. Gleich dort befindet sich der Hochbunker, in dem Architekturausstellungen zu sehen sind. So geht es aus der Beschlussvorlage des Kommunalreferats hervor.

Darin erfährt man auch vieles zu Fritz Neulands Biografie: Er ist am 30. Januar in Bayreuth geboren und zog für das Jura-Studium nach München. Obwohl er im Ersten Weltkrieg an der Front gekämpft hatte, wurde ihm 1938 endgültig die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen. Während des Zweiten Weltkriegs musste er Zwangsarbeit in
einem Rüstungsbetrieb leisten.

Schon bei der Festakt zum 80-jährigen Bestehen wurde angekündigt, dass nach Charlotte Knoblochs Vater eine Straße benannt werden solle.
Schon bei der Festakt zum 80-jährigen Bestehen wurde angekündigt, dass nach Charlotte Knoblochs Vater eine Straße benannt werden solle. © IMAGO/Rolf Poss

Seine Tochter Charlotte konnte er vor dem KZ retten, weil die ehemalige Haushälterin seines Bruders das Mädchen bei sich aufnahm und als ihr uneheliches Kind ausgab. Um der Deportation in das KZ Theresienstadt zu entgehen, tauchte Fritz Neuland im Februar 1945 unter. "Er überlebte gesundheitlich sehr gezeichnet mit Hilfe von Freunden in einem Versteck", heißt es in der Beschlussvorlage.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, seit 1946, konnte er wieder als Rechtsanwalt in München arbeiten und spezialisierte sich auf Wiedergutmachungsfragen. Auf seine Initiative wurde am 15. Juli 1945 die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) neu gegründet. Er wurde zuerst zu ihrem Vizepräsidenten gewählt und war später von 1951 an 18 Jahre lang Präsident der IKG. Er habe sich "unermüdlich für einen Neubeginn jüdischen Lebens in München" eingesetzt, heißt es in der Beschlussvorlage. Am 4. November 1969 ist Fritz Neuland gestorben.

Charlotte Knobloch gab sich im Juli gegenüber der AZ sicher, dass sich ihr Vater über die Benennung freuen würde: "Ich weiß, wie sehr mein Vater diese Stadt geliebt hat", sagte sie damals. Und: "München war für ihn seine Heimatstadt."

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