Laienverein aus München: Nach Feierabend? Musicaldarsteller!

Ein Laien-Verein zeigt seine zweite große Show – und erhält dafür eine Förderung von der Stadt.
Julia Wohlgeschaffen
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"Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um?" hieß der Film aus dem Jahr 1980, auf dem das Musical basiert. Der englische Name: "Nine to Five".
"Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um?" hieß der Film aus dem Jahr 1980, auf dem das Musical basiert. Der englische Name: "Nine to Five". © Stephan Thomas

München - Florian Pfeiffer richtet sich an seinem Dirigentenpult auf, die ersten Takte der Band erklingen zu seinem Zeichen und schon verwandelt sich der kleine Saal mit den verspiegelten Wänden in ein amerikanisches Büro in den späten 70er Jahren.

Eigentlich keine Profis: Münchner Laiendarsteller machen Musical

Etwa ein Dutzend Darsteller in Anzügen und Kostümen im Stil der damaligen Zeit betreten energisch den Raum und singen in durchchoreographierter Formation die eingängige Einstiegsnummer "Nine to Five" des gleichnamigen Musicals. "Viel besser!", lobt Regisseurin Dorothee Weingarten im Anschluss.

Sie proben gerade in der Musikschule in Unterhaching für die bevorstehenden Aufführungen im Kulturhaus Milbertshofen. Sechs Mal werden sie dort das Dolly-Parton-Musical zeigen. Was sich die Gruppe nicht anmerken lässt: Sie sind eigentlich keine Profis.

Hauptberuflich arbeiten fast alle Vereinsmitglieder der Musicalcompany München in anderen Branchen - wie etwa der musikalische Leiter Florian Pfeiffer: Der 28-Jährige ist Anästhesist. "Es ist ein immens großes Hobby", sagt er über das Musicalprojekt.

Dorothee Weingarten, Florian Pfeiffer und Nadja Närger.
Dorothee Weingarten, Florian Pfeiffer und Nadja Närger. © jw

Seit 2019 aktiv: Junge Münchner machen in ihrer Freizeit Musicals

Alles begann 2019 mit einem Aufruf bei Facebook. Der Musical-begeisterte Paul Walschburger suchte nach Gleichgesinnten  und die fanden sich. Anfangs veranstalteten sie kleine Konzerte, 2023 brachten sie als gemeinnütziger Verein ihre erste Musicalproduktion auf die Bühne: "Diebe im Olymp – das Percy Jackson Musical". Ein eher unbekanntes Stück, für das sich die Gruppe ganz bewusst entschieden hat - wegen der vielen Figuren. "Wir versuchen jedem Mitglied eine Rolle zu geben und die gesamte Company zu repräsentieren", erklärt Pfeiffer.

Das war auch ein Kriterium für ihr zweites Projekt. "Wir haben ungefähr 150 Musicals durchgeguckt", erzählt Weingarten. Die 29-jährige Regisseurin, die sich auch die Choreographien ausdenkt, hat selbst eine Musicalausbildung absolviert und studiert im Moment Jura. Die Wahl fiel auf Dolly Partons "Nine to Five", hier stehen 21 der 25 aktiven Vereinsmitglieder auf der Bühne.

Die Stückauswahl steht am Anfang – danach geht die Arbeit erst richtig los. "Es ist eine große Frage der Gewaltenteilung, wir müssen die Last auf viele Schultern verteilen", erklärt Pfeiffer. So müssen sie etwa die Aufführungsrechte einholen, die Spieltermine festlegen, Probenräume finden und die Noten auftreiben, bis sie mit dem Einstudieren beginnen können. Später kümmern sie sich um die Kostüme und das Bühnenbild. Dafür bilden sie verschiedene Arbeitsgruppen, in die sich die Mitglieder einbringen.

Aufführungsrechte, Miete, Technik: Musical als Hobby ist ein teurer Spaß,

Eine Hürde: Ein solches Projekt ist teuer. "Allein die Aufführungsrechte zu bekommen, kostet einen vierstelligen Betrag. Wir müssen außerdem die Miete für die Probenräume bezahlen, die Licht- und die Tontechnik und die Band", erklärt Nadja Närger, die Vorstandsvorsitzende des Vereins. Die 32-Jährige arbeitet hauptberuflich in der Marketing-Branche. Rund 50.000 Euro hat die Musicalcompany in ihre neue Produktion investiert, verrät sie.

Unterstützung kommt von der Stadt: Für "Nine to Five" erhält die Gruppe eine Förderung in Höhe von 4.000 Euro vom Kulturreferat, nach einigen Vorgesprächen konnte sie mit ihrem Projekt überzeugen. "Das ist auch eine Auszeichnung für uns", sagt Närger stolz. Auch zahlreiche Spenden tragen außerdem zusätzlich zur Finanzierung des Projekts bei.

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Überzeugt von der Musicalcompany sind offenbar auch viele andere Münchner, denn die Warteliste mit Interessenten, die beim nächsten Musical mitwirken wollen, ist lang. Ob sich die Gruppe vergrößern wird und welches Stück sie als Nächstes aufführen will, steht allerdings noch nicht fest.

Diese grundlegenden Entscheidungen treffen alle Mitglieder zusammen. Im Moment konzentrieren sie sich erstmal auf die Premiere am Samstag - und auf die vielversprechenden Proben nach Feierabend.


"9 to 5 - Das Musical", Kulturhaus Milbertshofen, 8. / 15. Juni 19.30 Uhr, 9. / 16. Juni 14 Uhr und 19.30 Uhr, Tickets für 26 Euro, ermäßigt 21 Euro unter musicalcompany-muenchen.de

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