Das Aus für das MVG-Leihfahrrad in München: Wie geht's jetzt weiter?
München - Die Zukunft ist rosig für Münchens Leihrad-Fans. So lesen sich zumindest die Pläne, die der Stadtrat demnächst beschließen soll. Bleiben nur ein paar Fragen: Wie teuer kommt es den Steuerzahler? Werden die MVG-Radl vorschnell abgewickelt? Und: Ist das Ganze am Ende gar überhaupt keine ökologische Idee?
Die MVG will ab 2025 ein neues Leihrad-System einführen
Die Verträge für das MVG Rad mit seinen 3.200 Rädern und 132 Stationen laufen bis September 2025. Dann soll ein neues System etabliert werden. Details zu dem Plan nennt das städtische Mobilitätsreferat nun in einer Stadtrats-Vorlage, die der AZ vorliegt.
Das alte System sei an seine "Wachstums- und Ausbaugrenze" gestoßen, heißt es in dem Papier. Statt eines weiteren Ausbaus schlägt man nun aber erstmal einen Rückbau vor. Bereits 2024 sollen nach und nach die bisherigen MVG-Rad-Stationen abgebaut werden. Ausleihen (und am Gehweg abstellen) soll man die Räder aber dann vorläufig noch weiter können.
Für das neue System fehlen noch viele Details – aber einen groben Rahmen mit Zielen, was sich ändern soll, wird der Stadtrat nun mit seinem Beschluss schaffen. Im dritten Quartal 2025 sollen die neuen Leihräder in der Stadt in Betrieb gehen, schon ein Jahr vorher im Landkreis Fürstenfeldbruck.
Die Fahrräder sollen flächendeckender zur Verfügung stehen und schnell erreichbar sein
Das ist einer der wesentlichen Punkte: Die Stadt will ein System haben, mit dem man im Umland, im Stadtgebiet – und von einem ins andere – radeln kann. Und auch in der Stadt selbst soll das Angebot deutlich flächendeckender werden als bisher. Im Mobilitätsreferat ist von einer "lückenlosen Erschließung des Stadtgebiets" die Rede. Anders als bisher sollen die Räder nur noch an festen Stationen abgeholt und abgegeben werden können. "Das gesamte regionale System soll vollständig standortgebunden sein", so das Mobilitätsreferat. "90 Prozent der Münchner Bevölkerung sollen ein Angebot in fünf Minuten Fußweg erreichen können." Die Stadtverwaltung schlägt vor, 675 (!) Standorte im Stadtgebiet zu schaffen.
Und die sollen dann mit anderen, neuen Fahrrädern bestückt werden, "qualitativ hochwertig, robust" sollen die Räder – und Pedelecs – sein, jedes mit Gepäckträger oder Korb ausgestattet. Aufgeklebte Werbung soll beim Finanzieren helfen. Und: Die Stadt will auf Wechselakkus setzen – so hofft man, weniger aufwendige Ladeinfrastruktur schaffen zu müssen.
Eine Fahrrad-Fahrt müsste mit zehn Euro subventioniert werden
Klingt alles nachvollziehbar. Im Stadtrat könnte es trotzdem zu Debatten kommen. Übers Geld. Über den Kosten-Nutzen-Faktor für die Verkehrswende. Und über die Frage, ob man sich wirklich entschließen sollte, das MVG-Leihrad-System abzuwickeln, bevor ein neues in trockenen Tüchern ist.
Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) hat in seinem Haus errechnen lassen, dass bei gleichbleibender Nachfrage jede Fahrt des neuen Ausleih-Systems mit zehn Euro (!) subventioniert würde. Er verweist auf die Haushaltslage und bittet zu überdenken, ob 33,5 Millionen Euro in fünf Jahren nicht etwa für den Nachtverkehr oder eine Taktverdichtung bei der U-Bahn besser für die Verkehrswende investiert wären.
Alte Stationen sollen einfach abgerissen werden
CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl betont, er halte den Ausbau ins Umland für richtig. "Die Umsetzung macht mir aber große Bauchschmerzen." Dass Stationen und Leihradl einfach abgerissen beziehungsweise weggeworfen werden sollen, sei "völlig inakzeptabel", sagte er der AZ. "Dafür wurden Millionen an Steuergeldern gezahlt", Stationen seien teils erst wenige Jahre alt. "Das hat mit Nachhaltigkeit wirklich gar nichts zu tun."
Immerhin: Bei den Rädern gibt die Stadtverwaltung vage an, prüfen zu wollen, ob man sie nicht doch noch in einer anderen Stadt unterbringt. Dass das die Opposition von dem Schlachtplan begeistert, darf aber bezweifelt werden.
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