Das ändert sich am neuen Hauptbahnhof

Die Entwürfe zum neuen Hauptbahnhof nehmen langsam aber sicher Gestalt an. Was sich im Zentrum für Tram, Radler, Fußgänger und Taxler ändern wird.
von  Christian Pfaffinger
Eine weithin sichtbare Landmarke: Dieser 75 Meter hohe Turm soll am Starnberger Flügelbahnhof entstehen.
Eine weithin sichtbare Landmarke: Dieser 75 Meter hohe Turm soll am Starnberger Flügelbahnhof entstehen. © Im Blickpunkt

München - Hochhaus darf man in München nicht sagen, denn Hochhäuser darf es hier nicht geben. Zumindest innerhalb des Mittleren Rings keine, die höher sind als die Frauenkirche. Weil man aber auch unterhalb dessen in München gegenüber allem, was in die Höhe wächst, ein bisserl skeptisch ist, sagt Martin Klemp „Hochpunkt“.

Ein solcher Hochpunkt soll künftig den Starnberger Flügelbahnhof auf der Nordseite des Hauptbahnhofs krönen: Rund 75 Meter hoch und mit der Form eines etwas verdrehten Quaders soll er die von Pasing her entlang den Gleisen verlaufende „Stadtkante“ abschließen und weithin sichtbar zeigen: Hier ist der neue Bahnhof. Denn den will die Bahn in den kommenden Jahren bauen.

Martin Klemp gehört zu den Schöpfern des neuen Hauptbahnhofs. Der Architekt des Büros Auer Weber stellt sich Münchens neues Verkehrszentrum so vor: „Es soll ein Stadttor und ein Stadtfoyer werden, das im Gegensatz zum jetzigen Flickwerk eine Ensemblewirkung und eine Strahlkraft ins Quartier hinein hat.“ Die Architekten haben jetzt einen Entwurf vorgelegt, der gestern an die Stadträte ging. Denn sowohl der Planungsausschuss als auch der Stadtrat müssen zustimmen. Das sind die wichtigsten Details aus dem Entwurf:

Die neue Empfangshalle soll offener werden, eine „große Geste“ in Richtung der City. Der Bahnhofsvorplatz wird verkehrsberuhigt, hier dürfen nur noch Tram, Radler und Fußgänger unterwegs sein. Taxler müssen die Ausgänge im Norden und Süden anfahren.

Auch die Luisenstraße könnte verkehrsberuhigt werden, so soll ein Anschluss zum Museumsquartier entstehen. In der Goethestraße könnte eine Fahrbahn wegfallen, dafür könnten dort während der Bauzeit Radlstellplätze entstehen. Für Radler sind Abstellräume im Untergrund geplant, die über Rampen befahrbar sein sollen. Im Norden des Bahnhofs soll dazu etwa ein ehemaliger Bunker genutzt werden.

Das Herzstück des neuen Hauptbahnhofs nennen die Planer „Nukleus“ – ein Bereich, der die Verteilerebene der U-Bahn mit der zweiten S-Bahn-Stammstrecke und der Empfangshalle unterirdisch verbinden soll.

Die Gleishalle ist denkmalgeschützt und bleibt erhalten, sie wird nur ertüchtigt. Und offener: Weil in Richtung des Starnberger Flügelbahnhofs ein Gebäudeeck wegfällt, wird man künftig rüberschauen können.

Überhaupt wird der Starnberger Flügelbahnhof ein wichtiger Teil des Neubaus, denn hier entsteht der „Hochpunkt“ mit seinen 75 Metern. Eventuell könnte darin auch ein Hotel Platz finden. Im Hauptbahnhof wird es für Gastronomie, Handel, Büros, Parken (für Radl) und weiteres insgesamt 125 000 Quadratmeter Platz geben, im Starnberger Flügelbahnhof noch mal 47 000 Quadratmeter. Damit wird es zum Beispiel mehr Geschäfte geben. Und die Bundespolizei bleibt natürlich auch am Hauptbahnhof.

Einen hohen dreistelligen Millionenbetrag kostet das alles, den größten Teil davon zahle die Bahn selbst, sagt André Zeug, Vorstandsvorsitzender der DB Station&Service AG. Die Planungen laufen bereits seit über zwölf Jahren. Wann die Bauarbeiten dann beginnen, steht aber noch nicht genau fest – frühestens aber wohl 2020.

Die Bahn will sich am Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke orientieren – eine Aussicht, die Münchner zum Seufzen bringt, schließlich hakt es hier immer noch an Genehmigungen und Finanzierung. André Zeug: „Auch wenn die zweite Stammstrecke nicht kommt, wird der neue Hauptbahnhof gebaut.“ Man davon aus, dass sie kommt. Rechne man optimistisch, könnte der Bahnhof 2026 fertig werden.

Stadtbaurätin Elisabeth Merk gefällt das Konzept. Sie hofft, dass Politiker und Bürger das auch so sehen. Am 6. Mai wird der Planungsausschuss abstimmen. Danach gibt es Ausstellungen und die Öffentlichkeit darf mitreden.

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