"Dammbruch zur gesichtslosen Hochhausstadt": Hochhaus-Streit in München geht in nächste Runde

In München soll ein neues Doppel-Hochhaus entstehen. Die Gegner wollen das mit einem Bürgerentscheid verhindern – und haben die erste Hürde genommen.
AZ/dpa |
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München hat nur wenige hohe Gebäude– das hat Gründe. (Archivbild)
München hat nur wenige hohe Gebäude– das hat Gründe. (Archivbild) © Peter Kneffel/dpa

Gegner eines umstrittenen Neubauprojekts mit zwei markanten Hochhäusern in München haben mehr als 48.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt. Die Listen füllten rund 60 Ordner, schilderten die Initiatoren vom Verein "Hochhausstop – München den Menschen" der Deutschen Presse-Agentur. Sie sollen am Montag dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) übergeben werden.

"Die Emotionalisierung in der Bevölkerung hat in den letzten Wochen enorm zugenommen, und der anhaltende Zuspruch ist schlicht überwältigend", schilderten die Vorsitzenden des überparteilichen Vereins, Wolfgang Czisch und der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper.

München hat bislang nur wenige Hochhäuser

München ist traditionell äußerst zurückhaltend beim Bau von Hochhäusern. Bislang galt die Maxime, dass Gebäude maximal 100 Meter und damit in etwa so hoch wie die Türme der Frauenkirche, dem Wahrzeichen Münchens, sein dürfen. Dieses Limit geht auf einen hauchdünn gewonnenen Bürgerentscheid aus dem Jahr 2004 zurück, der allerdings nur ein Jahr lang rechtliche Bindung hatte.

Besonders viel Aufmerksamkeit haben bisher die zwei etwa 150 Meter hohen Türme erhalten. Doch auf dem Paketpost-Areal ist noch viel mehr geplant. Insgesamt sollen dort 1190 Wohnungen und 3000 Arbeitsplätze entstehen.
Besonders viel Aufmerksamkeit haben bisher die zwei etwa 150 Meter hohen Türme erhalten. Doch auf dem Paketpost-Areal ist noch viel mehr geplant. Insgesamt sollen dort 1190 Wohnungen und 3000 Arbeitsplätze entstehen. © Büschl-Gruppe

"Wir meinen, was die Bürger entschieden haben, dürfen auch nur die Bürger wieder zurücknehmen", betonen dennoch die Hochhaus-Gegner in ihrer Stellungnahme zum angestrebten Bürgerentscheid. Sie argumentieren, dass die geplanten, 155 m hohen Wolkenkratzer auf dem Areal um die denkmalgeschützte Paketposthalle "der Dammbruch zur gesichtslosen Hochhausstadt" wären. Außerdem seien Hochhäuser weder im Bau noch im Betrieb ökologisch nachhaltig und heizten wegen ihrer Anziehungskraft auf Spekulanten die Preise auf dem umkämpften Wohnungsmarkt weiter an. 

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Als Nächstes überprüft das KVR nun, ob tatsächlich wie erforderlich 33.000 wahlberechtigte Münchner das Bürgerbegehren unterschrieben haben. Dann entscheidet der Stadtrat über dessen Zulässigkeit. Der eigentliche Bürgerentscheid müsste dann binnen drei Monaten abgehalten werden. Sollte der Stadtrat das Bürgerbegehren als unzulässig einstufen, ist den Initiatoren nicht bang: In diesem Fall wollen sie vor das Verwaltungsgericht ziehen und sehen sich dafür gut gerüstet.

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30 Kommentare
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  • OnkelHotte am 28.03.2025 15:24 Uhr / Bewertung:

    Bauen, einfach mal bauen.
    Das hier ist doch das beste Beispiel für uns, alle weinen und meinen seinen Senf zu etwas zu geben um zu blockieren. Schluss endlich mit dem Bürokratiewahnsinn. Vielleicht lebt dort ja noch der seltene Maulwurfsfrosch den es auch noch zu schützen gibt. Meine Stimme haben die Hochhausbauer

  • Flansi Hick am 28.03.2025 13:43 Uhr / Bewertung:

    Diese Schachtelarchitektur unter dem Motto ,quadratisch, praktisch, gut' über 3-6 Stockwerke, die in München mittlerweile in allen Stadtgebieten Einzug gehalten hat, verschandelt das Stadtbild vielmehr . Einerseits macht man einen auf Tech-Hauptstadt Deutschlands, anderseits bleibt man in der Provinzarchitektur von vor 50 Jahren stecken. Was spricht gegen einige zeitgemäße Hochhäuser. Wir leben in 2025.
    Olympiapark, Hypo und BMW Hochhaus, Allianz Arena...alle waren sie umstritten, haben die ewig Gestrigen auf den Plan gerufen und ?? alle gehören sie heute zum gerne präsentierten Müncher Stadtbild wie das Glockenspiel. Alt und modern, Laptop und Lederhose... das ist doch das was München ausmacht !

  • SKi am 28.03.2025 11:26 Uhr / Bewertung:

    Es ist zu befürchten, dass eine meinungsstarke und laute Minderheit sich bei einem Bürgerentscheid mit wenigen Stimmen bei einer Wahlbeteiligung knapp über dem Quorum durchsetzt und jegliche Entwicklung der Stadt blockiert.
    Wenn man sich um das Stadtbild sorgen macht, sollte man lieber gegen die Schachtelarchitektur in Freiham und anderen Neubaugebieten und gegen die fortschreitende Berlinisierung durch Verelendung und Vermüllung vorgehen. Denn das macht das Stadtbild wirklich kaputt.
    München soll München bleiben. Stadtbildprägende Hochhäuser wie der BMW-Vierzylinderoder das Hypohochhaus gehören zur Stadt. Verelendung, Vermüllung, eine offene Drogenszene, Gewaltkriminalität im ÖPNV und No Go-Areas gehören nicht zu dieser Stadt.

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