Daheim alt werden: Eine Herausforderung

Münchens Sozialreferentin Brigitte Meier blickt sorgenvoll in die Zukunft: Die Zahl der Senioren ohne Angehörige und mit wenig Geld wächst. Schon 12.000 sind von Altersarmut betroffen.
Willi Bock |
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Gefangen in der eigenen Wohnung: Rentnerin Leonore Kasberger (83).
Petra Schramek Gefangen in der eigenen Wohnung: Rentnerin Leonore Kasberger (83).

MÜNCHEN - Single-Hauptstadt München: Das sind nicht nur die jungen, dynamischen Professionals, die nachts in Clubs abhängen und tagsüber in Business-Anzügen und dunklen Kostümen die Büros bevölkern. Das werden immer mehr alte Rentner. Die gehbehinderte Schwabingerin Leonore Kasberger (83), die nicht mehr aus eigener Kraft ihre Wohnung verlassen kann (AZ berichtete) ist da nur ein Beispiel von vielen.

„Das ist ein ganz großes und wichtiges Zukunftsthema“, sagt Münchens Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD) zur AZ. „Wir müssen dafür ein breites Netzwerk schaffen, um sie unterstützen zu können.“ In vier Stadtteilen testet das Referat ein Beratungskonzept für Senioren. Meier: „Sicher und gut alt werden zuhause ist das Motto.“ Einer der Problemfälle ist die gehbehinderte Schwabingerin Leonore Kasberger (83). Sie kann seit November nicht mehr alleine ihre Wohnung verlassen.

„Das Sozialreferat kümmert sich seit Mai 2009 um Frau Kasberger“, berichtet Brigitte Meier: „Da gibt es einen sehr engen Kontakt, und wir unterstützen sie intensiv.“ Damit hat Leonore Kasberger großes Glück. Denn von vielen älteren Menschen mit solchen und ähnlichen Problemen weiß einfach niemand. Sie leben abgeschottet und anonym in der Millionenstadt. Hilfebedürftige Senioren gehören für die Sozialreferentin „zu den großen Herausforderungen der nächsten Jahre“. Heute leben in München rund 61000 Senioren, die älter als 80 Jahre sind.

Bis zum Jahr 2030 soll sich nach den Prognosen die Zahl fast verdoppeln. Viele sind allein, weil sie nicht verheiratet waren, weil der Partner verstorben ist, weil die Kinder woanders leben – es gibt viele Gründe. Und sie wollen solange wie möglich in ihrem Zuhause leben. „In München werden nur 25 Prozent der pflegebedürftigen Menschen stationär versorgt“, hat die Sozialreferentin herausgefunden. Die übrigen bleiben daheim: Im Bundesdurchschnitt seien es dagegen 31 Prozent, bayernweit 33 Prozent.

Woran das liegt? Brigitte Meier: „In München werden überdurchschnittlich viele pflegebedürftige Personen von ambulanten Pflegediensten versorgt.“ Dementsprechend werden weniger von Familienangehörigen betreut als andernorts. Das teure München macht ihnen auch zu schaffen. „In München sind doppelt so viele Senioren auf Grundsicherung im Alter angewiesen als anderswo“, weiß die Sozialreferentin. Bundesweit seien es 2,5 Prozent der Rentner, die eine Zuzahlung bekommen. In München rund fünf Prozent.

Die Münchner Prognosen für die Zukunft sind sehr düster – und lassen Brigitte Meier voll Sorgen in die Zukunft schauen: „Heute sind 12000 Münchner von Altersarmut betroffen, aber schon in acht Jahren wird sich die Zahl auf 24000 verdoppeln.“ Die Gründe für diese Entwiclung: „Schauen Sie sich doch mal um! Das sind die hohen Mieten, und das sind prekäre Renten, weil diese Menschen in schlecht bezahlten Berufen gearbeitet haben.“

 

 

 

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