CSU, SPD & Co.: So sehen die Parteien die Wahlergebnisse

"Es gibt keine Erbhöfe mehr" - wie die bayerischen Parteien die Ergebnisse der Kommunalwahl beurteilen
MÜNCHEN An diesen Wahlsonntag werden sich die bayerischen Grünen wohl noch lange erinnern: Zum ersten Mal überhaupt stellt die Partei zwei Landräte – Wolfgang Rzehak im oberbayerischen Miesbach und Jens Marco Scherf im unterfränkischen Miltenberg.
Außerdem regieren in Zukunft 14 grüne Bürgermeister, statt wie bisher acht. Das ist zwar überschaubar bei insgesamt 2000 Gemeinden. Doch die Landesvorsitzenden Sigi Hagl ist überzeugt: „Bayern ist wieder ein Stück grüner.“ Es sei ein „Schub.“ Das soll vor allem für die Europawahl Ende Mai gelten. So eindeutig wie bei den Grünen fällt die Bilanz nicht überall aus.
Die CSU verlor in vier von fünf Großstädten das Rennen ums Rathaus, konnte aber ihre Dominanz auf dem Land ausbauen.
Die SPD gewann drei Großstädte und erlitt ein Debakel bei den Landrats-Stichwahlen. Mit diesen weniger guten SPD-Ergebnissen – die Sozialdemokraten verloren fünf Landkreise an die CSU und stellen nun nur noch sechs Landräte in Bayern, davon keinen in Oberbayern – wollte sich die Partei gestern aber nicht aufhalten.
Man habe Niederlagen hinnehmen müssen, sagte die bayerische Generalsekretärin Natascha Kohnen – „aber das muss jede Partei“. Für die SPD zählten demnach vor allem die Siege in den Großstädten – neben München auch die bisher schwarzen Hochburgen Regensburg und Erlangen.
So löst in der mittelfränkischen Stadt der 34-jährige Florian Janik nach 18 Jahren den CSU-OB Siegfried Balleis ab. Außerdem schmückt sich die SPD mit dem gute Abschneiden auch in kleineren Städten: Dachau, Garmisch-Partenkirchen und Vilshofen – alle über Jahrzehnte in CSU-Hand und jetzt SPD-regiert.
Und die Jusos jubeln bereits, dass die bayerische SPD wieder neue junge Hoffnungsträger hat – neben dem Erlanger Janik auch den neuen Dachauer OB Florian Hartmann (27). Insgesamt ist Bayern zwar nicht röter – die SPD hatte schon bei den Kreistags-, Stadtrats- und Gemeinderatswahlen vor zwei Wochen gut zwei Prozent verloren.
Aber: „Bayern wird bunter“, sagte Kohnen. Und: „Erbhöfe gibt es nicht mehr.“ Das bekam im Übrigen auch die SPD zu spüren – im echten Hof: Der traditionell rote Landkreis in Oberfranken ging zum ersten Mal in der Geschichte an die CSU.
Es war der Erfolg von CSU-Mann Oliver Bär, dem Ehemann von Verkehrs-Staatssekretärin Dorothee Bär. Neuerdings in CSU-Hand ist auch der Kreis Erlangen-Höchstadt.
Doch so rund lief es nicht überall. Zwar stellt 50 der 71 bayerischen Landräte – vier mehr als bisher – doch in den Großstädten blieb der Erfolg die Ausnahme: Nur in Würzburg gewann CSU-Kandidat Christian Schuchardt das Rennen um das OB-Amt.
Einen unerwarteten Rückschlag mussten die Christsozialen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hinnehmen: Bei der Stichwahl kam der Murnauer Bürgermeister Michael Rapp nur auf 39,9 Prozent der Stimmen, zum neuen Landrat wurde mit 60,1 Prozent Freie-Wähler-Kandidat Anton Speer gewählt.
Insgesamt zog die CSU ein positives Fazit. Sie stelle nun 70 Prozent der Landräte und in 1000 von 2000 Gemeinden den Bürgermeister, so Generalsekretär Andreas Scheuer. Allerdings räumte er mit Blick auf die verlorenen Oberbürgermeisterwahlen in München, Regensburg und Erlangen ein: „Wo es viel Licht gibt, gibt es auch Schatten“, so Scheuer.
Enttäuschend liefen die Stichwahlen für die Freien Wähler: Statt der 19 angepeilter Landratsposten stellt die Partei nun noch 13 – einen weniger als zuvor.