CSU fordert Solarzellen auf Münchens Straßen

Der Stadtrat hatte sich bereits mit der Thematik befasst, wollte das Projekt jedoch nicht realisieren. Nun setzt sich die CSU-Fraktion wieder für Photovoltaik auf der Straße ein.
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Solarzelle statt Beton: Auf diesem Fahrradweg in Grave in den Niederlanden gibt es das bereits
Solarzelle statt Beton: Auf diesem Fahrradweg in Grave in den Niederlanden gibt es das bereits © COLAS-Oscar Timmer/ Capa Pictures.

München - Es gibt eine Geschichte, die Donald Müller-Judex gerne erzählt, wenn er mit Zeitungen oder dem Fernsehen spricht: Vor mehr als zehn Jahren hätte er sich gerne irgendwo im Allgäu auf einem Hausdach eine Solaranlage gekauft. Es war Sommer, er fuhr von Dorf zu Dorf, aber alle Dächer waren bereits mit Photovoltaik-Anlagen voll. Da sei ihm, unterwegs auf dem warmen Asphalt, eine Idee gekommen: "Warum nicht Solarplatten auf der Straße verlegen?"

Inzwischen ist der gelernte Maschinenbauer Chef des Start-ups Solmove. Seit 2016 fertigt er spezielle Solarmodule für Straßen. Der Strom kommt ins öffentliche Netz oder erzeugt Wärme, um den Radweg im Winter von Eis und Schnee zu befreien. In Gelsenkirchen und in Köln baute sein Start-up zum Beispiel solche Radwege.

Pilotprojekt im Rahmen der IAA gefordert

Auch in Frankreich entwickeln Unternehmen Solar-Straßen. Mit dem Strom können Ladestationen für E-Autos oder Anzeigetafeln betrieben werden, so schildert es etwa die Firma Wattway auf ihrer Webseite.

Solche Ideen sollte München auch ausprobieren, fordert nun die CSU - und zwar mit einem Pilotprojekt im Rahmen der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA), die im Herbst in München stattfindet. Es sei die perfekte Gelegenheit, um diese Technik zu testen, meint der CSU-Fraktionsvorsitzende Manuel Pretzl.

Er könnte sich vorstellen, mit dem Strom dunkle Wege und Unterführungen zu beleuchten oder eBike-Ladestationen und Infotafeln an Bushaltestellen zu betreiben. Das sei "clever, nachhaltig und innovativ".

Doch daran, wie zukunftsträchtig solche Ideen wirklich sind, gibt es Zweifel - ausgerechnet von den Grünen. "Auf Straßen liegt immer ein Schatten - durch die Fahrzeuge, die darauf fahren, aber auch durch die Gebäude drumherum", sagt Grünen-Stadtrat Dominik Krause.

Aus seiner Sicht sollten deshalb zuerst Münchens Hausdächer mit Photovoltaik-Anlagen bestückt werden, bevor die Straßen damit gepflastert werde.

Zum Beispiel, sagt Dominik Krause, könnten auf Gebäuden der städtischen Wohnungsbaugesellschaften mehr Solaranlagen entstehen. Solar-Wege kann er sich eher auf dem Land als in der Stadt vorstellen, dort, wo es nicht so viel Schatten gibt.

Gibt es bald Solar-Radwege in München?

Tatsächlich setzte sich der Münchner Landrat vor gut zwei Jahren für einen Solar-Radweg in Grasbrunn ein. Doch der Bürgermeister des Ortes wehrte sich - das Projekt sei zu teuer und eine Steuerverschwendung. Damals war auch das Start-up von Donald Müller-Judex im Gespräch. Tatsächlich spricht der Unternehmer lieber über Visionen als über Kosten.

Schließlich, so sein Argument, brauchten vom Atomstrom bis zur Solarenergie alle neuen Ideen erst eine Anschubfinanzierung durch den Steuerzahler.

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Mit der IAA sei er im Austausch, sagt Müller-Judex. Auf der "Blue Lane", einer Strecke, die durch die Innenstadt zur Messe führt, auf der Elektromobilität getestet werden soll, würde er gerne ein paar Meter seiner Solar-Platten verlegen. Jedoch sind Klimaschützer nicht begeistert. Lukas Horndasch von Fossil Free Munich befürchtet, dass die Autobranche das Projekt als "Feigenblatt" verwenden könnte - um zu verschleiern, dass sich bei den großen Fragen wenig tut.

All diese Einwände empfindet Pretzl von der CSU als "Quatsch": "Es ist doch egal, wo die Solarzelle hängt. Die Grünen haben einfach etwas gegen Straßen."

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16 Kommentare
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  • Hosenband am 12.02.2021 16:20 Uhr / Bewertung:

    Das tut gerade zu weh beim Lesen. Wie kann man denn mit so einem Vorschlag an die Öffentlichkeit gehen? Bei einem Radweg auf dem Lande, rundum unbeschattet, mag das ja meinetwegen noch angehen. Selbst dort ist das vermutlich wegen des Neigungswinkels nicht mehr als eine Spielerei, vollkommen ineffizient. Aber doch nicht auf Stadtstraßen, die von Häuserzeilen beschattet und von tonnenschweren LKW befahren werden. Liebe CSU, das ist wirklich schlimmer als alles bisherige, argh, diese Schmerzen!

  • Siegfried Treitner am 12.02.2021 11:51 Uhr / Bewertung:

    Die Idee ist sehr gut. Wenn bei jeder neuen Technik nur das Nein und geht nicht als Entscheidung gelten würde, müßten wir heute noch in der Kutsche sitzen und hätten keine Eisenbahn. Die neuen Radschnellstraßen eignen sich bestens dafür.

  • Hosenband am 12.02.2021 16:53 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Siegfried Treitner

    Nur dass diese Idee leider in die gleiche Kategorie fällt, wie irgendwelche Fantastereien aus den 1950ern, in Zukunft würden Autos mit Mini-Kernreaktoren durch die Gegend fahren. Jeder Mensch mit etwas physikalischem Sachverstand hat schon damals über den Quatsch gelacht. Merke: Mal drauf los fantasiert ist nicht gleich Kreativität und erst recht nicht Sachverstand.

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