Corona-Flaute: Touristen meiden München

Tourismus im Umland erlebt einen Boom – in Großstädten wir München ist derweil weiterhin nur wenig los.
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Leere Stühle eines Cafés vor dem Hofbräuhaus.
Peter Kneffel/dpa Leere Stühle eines Cafés vor dem Hofbräuhaus.

München - Die Ferienwohnungen sind wochenlang ausgebucht, auf der Autobahn staut es sich, im Wirtshaus sind alle Plätze belegt und am See sonnen sich Ausflügler: Im Münchner Umland ist zur Urlaubszeit viel los.

Was aber passiert, wenn in diesen Zeiten Ausflügler fehlen, zeigt ein Blick in die bayerischen Großstädte. Dort sei die Lage "weiter äußerst prekär", heißt es beim Hotel- und Gaststättenverband. "Gerade in den Städten fehlen die ausländischen Touristen und auch Veranstaltungen wie Messen und Kongresse." Das könnten die wenigen Deutschland-Urlauber nicht ausgleichen.

"Die Übernachtungszahlen zeigen, dass sich München kaum vom Coronaschock erholt hat", sagt ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern. Während zum Beispiel im Berchtesgadener Land die Zahl der Übernachtungsgäste im Juni immerhin rund 75 Prozent des Vorjahreswerts erreichte, kam die Landeshauptstadt gerade auf 25 Prozent.

Während die Hotels und Restaurants in beliebten Urlaubsregionen langsam also wieder Zuversicht schöpften, geht es in München für viele ums Überleben.

Touristen meiden Großstädte wegen Corona

"Die Menschen scheinen die Großstädte zu meiden und wollen in Zeiten von Social Distancing nicht in Gruppen unterwegs sein", sagt auch Gabriele Holder, Geschäftsführerin eines Fahrradtouren-Anbieters in München. Ihr Büro am Hauptbahnhof habe sie deshalb vorerst geschlossen: "Das würde sich nicht lohnen."

Stattdessen setzt Holder in Zeiten von Corona nun auf den Verleih und die Reparatur von Fahrrädern, um ihre Umsatzeinbrüche von mehr als 90 Prozent im Tourenbereich etwas auszugleichen. Zumindest könne sie so derzeit die freiberuflichen Stadtführer noch bezahlen. Neidisch sei sie auf ihre Kollegen in den Urlaubsregionen wegen des dortigen Andrangs aber nicht, betont sie: "Es ist, wie es ist."

Gemein haben die touristischen Betriebe in Städten und auf dem Land eines: die Angst vor einem strengen Lockdown. "Eine weitere Schließungsphase würde zahlreiche Betriebe an ihre Grenze und darüber hinaus bringen", sagt die Chefin des Tourismusverbands Franken, Angelika Schäffer.

Gastronomie schaut mit Sorge auf den Herbst

Denn trotz der Deutschland-Urlauber liegt die Zahl der gebuchten Übernachtungen in der bayerischen Hotellerie im August immer noch immer um 43 Prozent unter dem Vorjahreswerts. Auch die Gastronomie schaue mit Sorge auf den Herbst, sagt eine Sprecherin des Branchenverbands. Denn dann könnten Außenbereiche nicht mehr bewirtschaftet werden. Wie viele Betriebe die Krise überleben, wird wohl ebenfalls erst im Herbst klarer werden.

Ende September läuft die staatliche Regelung ab, dass Unternehmen keinen Insolvenzantrag stellen müssen. "Wer jetzt noch offen hat, ist noch im Spiel", sagt ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer Schwaben. "Dennoch wird es nicht jedes Unternehmen schaffen, den Ausfall des Frühjahres zu überwinden."

Das könnte gerade in Großstädten wie München der Fall sein, wo auch in den Sommermonaten für viele der Umsatz wegblieb und im Herbst allgemein mit einem Einbruch gerechnet wird. Gabriele Holder aber bleibt mit Blick auf ihren Fahrrad-Betrieb in München optimistisch. "Wir haben gut gewirtschaftet und werden das hoffentlich überleben", sagt sie. "Wir hangeln uns durch."

Lesen Sie hier: "Sommer in der Stadt" in München - Was geboten ist

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