Comedy-Star Harry G über das Oktoberfest: "Das ist hier wie im Kino"

Audio von Carbonatix
Unter dem großen Masskrug, im Paulaner-Festzelt, treffen wir Markus Stoll, auch bekannt als Harry G. Ein bisserl greislich findet er gerade, dass die Tische bappen, aber ansonsten liebt der Kabarettist alles an der Wiesn. "Vom Bierzelt, über die Musik, bis hin zum Kotzhügel", sagt er. Der 46-jährige Komiker und Schauspieler ist neben seinen Bühnen-Programmen für seine Social-Media-Videos bekannt. Ein Gespräch über das Eintauchen in die Oktoberfest-Parallelwelt.
AZ: Herr Stoll, ein paar kurze Fragen zum Aufwärmen: Gehen Sie lieber auf die Wiesn oder auf ein kleines Volksfest?
MARKUS STOLL: Wiesn, klar.
Besuchen Sie die Käfer-Weinschenke oder das Augustiner-Zelt?
Augustiner.
Fahren Sie Wilde Maus oder Fünfer Looping?
Wilde Maus, obwohl's krass ist.
Würden Sie eher eine Plastik-Lederhose tragen, oder den "Skoda Fabia der Tracht", wie Sie letztens die neueste Männermode, die "Einheitstracht", auf dem Oktoberfest beschrieben haben?
Plastik-Lederhose, weil wenn schon verkleiden, dann richtig.
Comedy-Star Harry G : "Das Sehen- und Gesehen-werden-Wollen finde ich am schlimmsten"
Ihr erstes Video zur Wiesn im Jahr 2013 war zugleich die Geburtsstunde von Harry G. Durch dieses sind Sie berühmt geworden. Wie hat sich das Fest seitdem verändert?
Einerseits hat sich die Wiesn gar nicht verändert, auf der anderen extrem. Alles ist viel exklusiver geworden, alle Tische sind immer reserviert. Mittlerweile ist auch jeder vernünftig angezogen, es gibt keine Trachten-Fauxpas mehr – nur bei den Touristen. Irgendwie bleibt die Wiesn aber auch immer die Wiesn und gleich.
In Ihren Videos granteln Sie aber auch gerne über die Wiesn und ihre Besucher.
Es gibt natürlich viele Angriffspunkte, etwa durch die Preise und die Reservierungspolitik.
Granteln Sie denn privat auch so gerne?
Ich bin privat eigentlich genauso, allerdings habe ich da viel mehr Themen, über die gegrantelt werden kann. Alleine der Straßenverkehr in München... Darüber kann ich als Harry G einmal etwas sagen, als Markus Stoll aber jeden Tag.

Was sagt Ihre Familie dazu?
Die ist begeistert. Meine Kinder sind sieben und neun, die erleben die Welt aber noch als sehr positiv. Aber die werden schon noch merken, dass es genug zum Granteln gibt.
Machen Sie das, worüber Sie sich in den Videos ärgern, dann im Umkehrschluss selbst nicht?
Das kann man gar nicht einhalten. Berg, Ski, Radeln, das mag ich auch alles gerne. Aber ich kann nicht über das Wandern oder Radlfahren reden, wenn ich keine Ahnung davon habe.
"Wiesn ist wie ein Spa, von dem man unerholt heimgeht"
Was ärgert Sie an den Wiesn-Besuchern am meisten?
Das Sehen- und Gesehen-werden-Wollen, wo jeder meint, dass es wichtig ist, was er trägt. Bei den ganzen Influencerinnen angefangen. Aber eigentlich interessiert das doch niemand.
Was tragen Sie für Tracht?
Ja, die! Marke: der oberbayerische, Miesbacher Stil.
Und Accessoires? Nutzen Sie von den hier genannten (siehe Artikel unten) selbst welche?
Na, nicht mal das Wiesn-Koks. Die Biesl-Vorrichtung würde ich eventuell selber nutzen, wenn die Idee von der mobilen Toilette ein bisserl ausgereifter wäre (lacht).
Welche Gadget-Idee gefällt Ihnen am besten? Ich würde zusätzlich gerne noch den Hendl-Hut in den Raum werfen.
Für den Hendl-Hut muss ich eine Lanze brechen. Der ist mittlerweile eine Institution!
Ach so, na klar!
Ja! Der ist DIE Erfindung der letzten 20 Jahre und DAS Touristen-Accessoire. Der gehört dazu. Welcher Hans Wurst ihn erfunden hat, der das Patent auf den Hendl-Hut hat, der ist doch ein Genie! Ich hab selbst auch einen.
Was mögen Sie am Oktoberfest am liebsten?
Alles. Es ist eine Parallelwelt, in die man eintaucht. Ich mag's: vom Bierzelt, über die Musik, bis hin zum Kotzhügel. Das hier ist wie im Kino. Wenn 6000 Menschen im Bierzelt durchdrehen - das ist ein sehr perverses Wellness für die Seele. Ein Spa der Sinne, in das man eintaucht. Klar, das muss man mögen! Das ist ein Spa, von dem man unerholt heimgeht. Aber es ist eine Auszeit.
"Markus Stoll und Harry G sind eine Person"
In welches Zelt gehen Sie persönlich gerne?
Des is mir wurscht. Ich mag große und kleine Zelte. Die großen Zelte sind halt fast schon ein Ereignis, mit den Lichtern und der Musik am Abend.
Haben Sie ein Lieblingsfahrgeschäft?
Das Toboggan ist stark, das ist wieder Kino, wenn man zuschaut, wie die Leute das Förderband bezwingen. Meine Tochter will immer mit dem Mondlift fahren, aber das ist eigentlich mein Unlieblingsfahrgeschäft. Das ist das mit den Kabinen, das sich um 90 Grad aufstellt und sich im Kreis dreht. Mir wird jedes Mal schlecht. Ich schwitze da drin Blut und Wasser.
Wie wird das Oktoberfest in 20 Jahren aussehen? Hat es sich dann verändert?
Wenn nicht mehr so etwas wie Corona in die Quere kommt, wird sich nicht viel verändern. Es wird sich was bei den Trends tun, Partys und Musik, das wird alles extremer werden. Trotzdem wird die Wiesn immer traditionsbewusst bleiben. Da wird sich nicht viel ändern.
Mal abgesehen von der Wiesn: Wie viel Harry G steckt eigentlich in Markus Stoll?
Das ist schon eine Person. Der Harry G katalysiert im Grunde genommen, was Markus Stoll denkt.
Sprich: Er ist das Sprachrohr von Ihnen selbst?
Ja, genau.

Harry G geht bald mit seinem aktuellen Programm „HoamStories“ auf Tour. Informationen auf www.harry-g.com
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