City-Maut in München: "Weder sinnvoll noch fair"
München - Der Verein Mobil in Deutschland, traditionell ein starker Vertreter von Autofahrer-Interessen, legt zum heiß diskutierten Thema City-Maut nun eine, die nach eigenen Angaben erste, Studie vor, in der Autofahrer und Nicht-Autofahrer befragt wurden. Die Ergebnisse seien eindeutig, so Mobil in Deutschland.
München: Studie zur City-Maut mit 1.100 Teilnehmern
Mit einer City-Maut würde es für Autofahrer Geld kosten, in die Innenstadt einzufahren. Von den insgesamt 1.100 befragten Personen stimmten über 50 Prozent gegen die Einführung einer City-Maut von sechs bis acht Euro innerhalb des Mittleren Rings. 41 Prozent sprachen sich dafür aus, neun Prozent gaben an, dazu keine Meinung zu haben. Von den Befragten leben 60 Prozent in der Stadt, 40 Prozent im Umland bis 50 Kilometer. In einer Sonntagsfrage wurde zusätzlich gefragt, welche Partei die Befragten wählen würden. Demnach können sich FDP-Wähler am wenigsten für eine City-Maut begeistern, nur 29 Prozent waren dafür, 61 Prozent dagegen. Ähnlich bei CSU-Anhängern (36 Prozent dafür, 59 Prozent dagegen). Bei der SPD waren 43 Prozent dafür, 50 Prozent dagegen, bei den Grünen schließlich sind satte 70 Prozent dafür und nur 23 Prozent dagegen.
Uns interessiert die Meinung der AZ-Leser:

Michael Haberland, Chef des Automobilclubs und selbst in der CSU engagiert, begrüßt die Ergebnisse. Die Mehrheit der Münchner sei klar gegen eine City-Maut, der Politik solle dies Anlass sein, das Vorhaben zu überdenken. Eine Bepreisung der Autofahrer sei weder sinnvoll noch fair und erziele nicht den gewünschten Effekt, so Haberland. Stattdessen befeuere sie das "Feindbild Auto", das dennoch auch in München "Verkehrsmittel Nummer eins" bleibe. Um Verkehr effizienter zu gestalten, brauche es stattdessen massive Investitionen in ÖPNV und Parkhäuser.
City-Maut: "Die letzte große Waffe"?
Eine City-Maut für München – dieser Vorschlag wird immer wieder diskutiert. Zuletzt etwa während der Automesse IAA im September, wo Verkehrsexperten des Ifo-Instituts, der TU München und des Autobauers BMW für die Einführung einer City-Maut in deutschen Großstädten plädierten. "Es ist die letzte große Waffe, um die Verkehrsprobleme in den Griff zu kriegen", sagte etwa Verkehrstechnik-Professor Klaus Bogenberger damals.
Oliver Falck, Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, ergänzte, eine Maut von sechs Euro pro Tag könnte den Verkehr in München um 23 Prozent verringern. Die Einnahmen von 600 Millionen Euro jährlich könnten für den ÖPNV sowie Ausgleichszahlungen an Geringverdiener verwendet werden.
Münchner standen 2021 79 Stunden im Stau
Und die Politik? Dass Handlungsbedarf besteht, darüber ist man sich einig. Immerhin gilt München nach wie vor als Stau-Hauptstadt. 79 Stunden standen die Münchner 2021 im Stau. CSU und Grüne zeigten sich daher im vergangenen Jahr aufgeschlossen für eine Mautregelung. Die SPD-Fraktion im Stadtrat blieb skeptisch, denn der Vorschlag der Experten sah vor, niemanden, auch nicht Anwohner, von der Maut auszunehmen.
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