Circus Krone muss Weihnachtsprogramm absagen: "Wir sind so traurig"

Manege frei! So sollte es zu Weihnachten in vielen Zirkussen heißen. Doch wegen der Corona-Auflagen haben die meisten kapituliert. Statt allerorten Artistik und Klamauk zum Fest zu bieten, ruft die Branche um Hilfe.
Roland Freund und Matthias Balk, dpa |
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Die leeren Stuhlreihen sind im Circus Krone zu sehen.
Die leeren Stuhlreihen sind im Circus Krone zu sehen. © Matthias Balk/dpa/Archivbild

München - Ausgerechnet Weihnachten wird heuer für viele Zirkusse zur traurigsten Zeit des Jahres. Leere oder abgebaute Zelte statt strahlender Kinderaugen. Die nächste Corona-Welle hat in Bayern viele Pläne für das überlebenswichtige Wintergeschäft platzen lassen.

Das wohl prominenteste Opfer in Bayern: Der weltberühmte Circus Krone musste das zweite Jahr in Folge sein glamouröses Weihnachtsprogramm auf Eis legen. Zirkuschef Martin Lacey jr. kämpft mit den Tränen: "Wir sind so traurig. Die Show ist eine Institution für uns und München. Und finanziell ist das eine Katastrophe."

Führen die Circus-Krone-Dynastie weiter: das jetzige Direktorenpaar Jana Mandana Lacey-Krone und Martin Lacey jr.
Führen die Circus-Krone-Dynastie weiter: das jetzige Direktorenpaar Jana Mandana Lacey-Krone und Martin Lacey jr. © Annette Baronikians

Circus Krone in München: Zweites Jahr ohne Weihnachtsshows

Beim Verband deutscher Circusunternehmen (VDCU) herrscht Entsetzen. Nahezu allerorten dasselbe Schicksal: Festplätze wurden von Kommunen gesperrt, Märkte untersagt. Oder die Auflagen mit Impfung, Tests, Abstand und Masken sind für viele Zirkusse und das Publikum so streng, dass sich das Geschäft nicht lohnt. "Es gibt nur wenige, die es noch versuchen", sagt der Vorstandsvorsitzende Ralf Huppertz.

Hier sollten eigentlich Tickets für die Winter-Shows verkauft werden: Stattdessen herrscht gähnende Leere beim Circus Krone.
Hier sollten eigentlich Tickets für die Winter-Shows verkauft werden: Stattdessen herrscht gähnende Leere beim Circus Krone. © Matthias Balk/dpa

Im VDCU sind rund 60 kleine und mittelgroße Zirkusse Mitglied. "Ich hätte mir das noch vor ein paar Wochen absolut nicht vorstellen können", sagt Huppertz. Das Geschäft sei zuletzt gerade wieder angelaufen. Viele hätten nun auf die Weihnachtszirkusse gehofft.

Traditoneller Crone-Start am 25.12. ist eigentlich der Höhepunkt

"Der Dezember ist für Schausteller und Zirkusse inzwischen eigentlich ein Hauptverdienst-Monat", betont Huppertz. "Beim Weihnachtszirkus machen Sie manchmal in zehn Tagen den Umsatz, den Sie sonst in fünf Monaten machen." Die Rechnung sei klar: "Diese Gelder werden einfach gebraucht. Wenn die nicht kommen, ist das ein Riesenloch!"

Frank Keller, zentraler Programmplaner vom Circus Krone, hält vor dem Eingang zum Zirkus ein Plakat für das Weihnachtsprogramm in den Händen. Der Circus Krone musste das zweite Jahr in Folge sein Weihnachtsprogramm wegen der Coronapandemie auf Eis legen.
Frank Keller, zentraler Programmplaner vom Circus Krone, hält vor dem Eingang zum Zirkus ein Plakat für das Weihnachtsprogramm in den Händen. Der Circus Krone musste das zweite Jahr in Folge sein Weihnachtsprogramm wegen der Coronapandemie auf Eis legen. © Matthias Balk/dpa

So auch beim weltweiten Branchenriesen Krone: Der traditionelle Start am 25. Dezember im legendären Münchner Kronebau ist sonst Höhepunkt des Jahres. "Nun müssen wir überlegen, wie es überhaupt weitergeht", sagt Lacey. Ehefrau Jana Mandana Lacey-Krone ist Adoptivtochter der berühmten Zirkusfamilie. "Ich habe immer gesagt: Wenn wir den zweiten Winter verlieren, wird es ganz kritisch für das Unternehmen." Und für die Mitarbeiter.

100 Angestellte arbeiten beim Circus Krone

Selbst in der Krise beschäftigt Krone knapp 100 Festangestellte weiter, allein schon wegen der Tiere von Elefanten über Löwen bis zu Pferden. "Mit ihnen muss ja trotzdem gearbeitet werden, sie füttern sich auch nicht allein", erläutert Frank Keller, als Circensischer Berater der zentrale Programmplaner. "Wir sind stolz, dass wir bisher keinen Mitarbeiter entlassen haben", sagt Lacey. "Im neuen Jahr müssen wir nun überlegen, was wir machen."

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Schon 2020 hatte Corona alles zunichte gemacht: Die Sommertournee 2021 fiel ebenso aus. Zum Fest musste nun auch ein erstmals von Krone in Würzburg geplanter Weihnachtszirkus abgesagt werden. "Diese Planungsunsicherheit ist für uns das größte Handicap", sagt Keller. Laceys witzige Ideen von einer Clown-Autowaschstrasse bis zum Verkauf von Löwenkot zur Marderabwehr bringen Aufmerksamkeit. Die enormen Umsatzlöcher stopfen sie nicht.

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5 Kommentare
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  • chgmuc am 23.12.2021 13:45 Uhr / Bewertung:

    Die Tiere werden es euch danken!

  • Ardana am 21.12.2021 08:08 Uhr / Bewertung:

    Verkehrte Welt...
    Fußballfans dürfen sich auf den Tribünen tummeln und die Zirkuswelt wird zerstört. Ungerecht und traurig. Kommt wohl daher, dass die Fußballvereine und deren Chefs mehr einflussreiche Leute kennen, grins.

  • Witwe Bolte am 21.12.2021 11:10 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Ardana

    Fussball findet an der frischen Luft statt, Zirkuszelte sind meist stickig u. schlecht belüftet. Aber man könnte es so handhaben wie Opern u. Konzerte: 2 G plus.

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