Christian Ude: 20 Jahre, 20 Bilder
Zwei Jahrzehnte, länger als alle Vorgänger seit 1917, prägt er als Oberbürgermeister die Münchner Stadtpolitik. Die AZ lässt eine Ära Revue passieren – in 20 Bildern.
München – Deutscher Meister“, „bundesweite Spitzenstellung“, „einmalig“ – da strahlt der Sunnyboy übers ganze Gesicht, und man sieht, wie es ihm runtergeht wie Honig. Denn Christian Ude spricht da nicht etwa über den FC Bayern München – sondern über sich und die „Erfolgsgeschichte“ seiner 20-jährigen OB-Amtszeit.
1993 – da gab es in München noch keine Allianz Arena und noch keine Feiermeile auf der Sonnenstraße. Da war die Wiesn noch ein Ort für die älteren Generationen, da wurden abends noch die Bürgersteige hochgeklappt, weil die Wirte mit der Sperrstunde schließen mussten. Seitdem gab es drei Bundeskanzler, vier bayerische Ministerpräsidenten und zwölf Trainer beim FCB.
Der eigentliche Termin ist der 15. September: Genau an dem Tag hat Ude aber ganz andere Probleme – dann ist die Landtagswahl, bei der er die CSU entmachten und Ministerpräsident werden will. Das wäre dann wieder ein Rekord.
Jetzt schiebt sich Ude mit seinen Erfolgen in die Hauptphase seines Wahlkampf: Ab nächster Woche hat er dafür zwei Monate unbezahlten Urlaub.
20 Jahre Ude: Dahinter steckt schwierigste Integrationspolitik für Migranten. Oder der Einsatz für Minderheiten, die wie die Schwulen und Lesben aus der Tabu-Zone in die Öffentlichkeit gehen konnten. Ude selbst nennt sich „Deutscher Meister im Wohnungsbau“. Aber „viel“ ist bei dem Zuwachs in München immer noch nicht genug. Eine Meisterschaft ist es aber auch, wie er in den harten Finanzjahren nie die Kultur geschliffen oder Tafelsilber (wie Wohnungen oder die Stadtwerke) verscherbelt hat.
An jenem 15. September 1993 hat Ude gleich im ersten Wahlgang mit 50,8 Prozent hauchdünn gegen den „schwarzen“ Peter Gauweiler gewonnen. Dem war zum Schluss einen „Kanzleiaffäre“ wie ein Klotz ans Bein gebunden worden, die sich nachher in Nichts auflöste. Die CSU lieferte Ude den knallhartesten Wahlkampf, den München in der Nachkriegszeit erlebt hatte.
Jetzt ist es Udes vierte Amtszeit – und damit ist er nach Wilhelm Georg von Borscht (regierte von 1893-1917) der dienstälteste Münchner OB.
Der schmächtige Rechtsanwalt aus Schwabing, der Bohemien, über den die CSU Witze machte: Er war damals kein Mann des Volkes. Im Bierzelt wirkte er am Anfang grau und spröde. Der Ude von heute, das sind auch 20 Jahre harte Schule.