Bürgerinitiative gegen Hochhäuser sammelt weiter: 13.000 gegen Türme

Die Bürgerinitiative Hochhausstop sammelt weiter Unterschriften gegen die Türme an der Paketposthalle - und schießt scharf gegen die Referentin.
Myriam Siegert
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Robert Brannekämper und Wolfgang Czisch vor dem neuen Bus der Kampagne.
Robert Brannekämper und Wolfgang Czisch vor dem neuen Bus der Kampagne. © Petra Schramek

München - Die jüngsten Berichte hätten es einmal wieder gezeigt, sagt Robert Brannekämper. Am Ende setze sich doch wieder der Investor durch und nicht die Stadt. Was Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Vereins Hochhausstop, meint, ist der Fall von Ein-Zimmer-Wohnungen in Schwabing, die Studentenwohnungen werden sollten und nun als teure möblierte Apartments vermietet werden.

Auch Ralf Büschl, dem Investor, der auf dem ehemaligen Paketpostareal in Neuhausen zwei Hochhaustürme bauen will, komme die Stadt viel zu sehr entgegen, so Brannekämper. So sei der Standort an der Paketposthalle in keiner der Hochhausstudien der Stadt vorgekommen.

"Eine Referentin, die das nicht kann, sollte abgelöst werden"

Brannekämper und sein Mitstreiter Wolfgang Czisch vom Münchner Forum, einst Stadtrat, gehen noch weiter. Der Stadt sei die Stadtentwicklung völlig entglitten. "Eine Referentin, die das nicht kann, sollte abgelöst werden", sagt Czisch. Brannekämper stimmt zu: Bei Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) sei es "Zeit für den Ruhestand". "Das Thema Paketposthalle ist eine Bankrotterklärung".

Die Stadt lasse sich, nicht nur an der Paketposthalle, von den Investoren vorantreiben. Statt anzusagen, wie man sich entwickeln wolle, verwalte man nur noch, warte ab, steuere nicht mehr. "Wir müssen wieder die Kontrolle über unsere Stadt gewinnen", so Brannekämper. Die angestrebte Abstimmung sei daher "der richtige Weg".

Brannekämper und seine Mitstreiter wollen die beiden Türme auf dem Areal nahe der Friedenheimer Brücke verhindern - oder zumindest die Münchner darüber entscheiden lassen.

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Zwölf Wochen sammelt die Bürgerinitiative dafür nun bereits Unterschriften für ein Bürgerbegehren - das Ziel: ein Bürgerentscheid zur Hochhausfrage in München. "Wir freuen uns, eine stadtweite Diskussion angestoßen zu haben", sagt Brannekämper. "Jetzt gehen wir das zweite Drittel an."

Das ist vielleicht etwas optimistisch formuliert. Knapp über 13 000 Unterschriften haben die Hochhaus-Gegner bisher beisammen, in den nächsten acht Wochen will der Landtagsabgeordnete die 20 000 knacken und bis zum Jahresende die erforderlichen 35 000 Unterschriften. Dazu will man sich nun breiter aufstellen, mit doppelt so vielen Sammlern (bisher sind es bis zu 80 Leute) und mehr Infoständen. Zusätzlich hat Brannekämper dem Verein für vier Wochen einen Kampagnenbus beschafft. Damit sei man viel mobiler, mit all dem Material und Zubehör.

"Muss München denn aussehen wie Frankfurt oder Dallas?"

Für diese nächste heiße Phase haben die Hochhaus-Gegner auch einige prominente Unterstützer mobilisieren können: Kabarettistin Luise Kinseher, Schauspielerin Michaela May und Autor Dieter Wieland erläutern in Video-Statements - zu sehen auf der Internetseite der Hochhaus-Gegner (hochhausstop.de) - ihre Haltung und vor allem Vorbehalte zu Hochhäusern in München - speziell an der Paketposthalle. So vergleicht Luise Kinseher etwa Hochhäuser mit Schwammerln - wo eines ist, sprießen bald überall welche. Dieter Wieland fragt: "Muss München denn aussehen wie Frankfurt oder Dallas?" Den Weltstadt-Touch habe die Stadt doch längst.

Wolfgang Czisch: "Die Stadt will das einfach aussitzen" 

Die Argumente der Hochhaus-Gegner sind bekannt: Es entstehe eben kein bezahlbarer Wohnraum, sie seien eben nicht ökologisch, sie zerstörten das Stadtbild und wichtige Sichtachsen.

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Brannekämper und Czisch betonen, sie seien guten Mutes. Die Zusammentreffen mit den Menschen an den Infoständen seien "hochinteressant", so Brannekämper. Fast alle, die sich auf das Gespräch einlassen, "unterschreiben am Ende auch", so Brannekämper. In den Vierteln nahe des Paketpostareals, unterschrieben die Leute oft fast im Vorbeigehen. Die Stadt wolle all das "einfach aussitzen", sagt Wolfgang Czisch. "Das werden wir verhindern."

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50 Kommentare
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  • Mobilist am 28.08.2022 10:46 Uhr / Bewertung:

    In Hochhäusern wird i.d.R. gearbeitet und nicht gewohnt. Um die kleinen Hochpunkte mit 15 Geschossen, in denen tatsächlich hochpreisig gewohnt wird, geht es doch gar nicht. Auch ist der Untergrund großräumig mehrstöckige unterbaut um die Stellplätze unterzubringen. Kein guter Ort für Bäume.

  • wolfi2 am 28.08.2022 09:54 Uhr / Bewertung:

    Dann mal eine Frage an die Befürworter: würdet ihr gern in so einem Hochhaus wohnen? oder in der Nachbarschafft wo ihr von jedem Fenster aus das Hochhaus seht?
    Also ich sicher nicht und die meisten Menschen auch nicht sonst wäre der Boom nach Häusern/Wohnungen mit Gartenanteil nicht so groß.
    Und die schlechteste Investition ist augenblicklich sicher die in Bürogebäuden. Bei uns herrrscht max eine Anwesenheit von 30% und irgendwann werden die Firmen anfangen Büroflächen abzumieten und dem Internet ist es egal ob ich mich aus München oder Deggendorf einwähle. Somit werden die Leute aus München wegziehen (diesen Trend gibt es bereits, wird nur durch andere effekte überlagert)

  • ClimateEmergency am 28.08.2022 11:26 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von wolfi2

    Leute ziehen weg, es gibt mehr Wohnraum -> Wohnungspreise sinken

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