Brisantes Anzapfen: Ude reicht Seehofer die Maß

München - Die Anzapf-Zeremonie verspricht heuer besondere Spannung: Wenn der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude das 178. Oktoberfest eröffnet, wird nicht nur mit Argusaugen beobachtet, mit wie viel Schlägen er das erste Bierfass anzapft. Mit dem traditionellen Ruf „O'zapft is“ des SPD-Politikers könnte auch der bayerische Wahlkampf richtig losgehen.
Die erste Maß erhält traditionell der bayerische Ministerpräsident; Horst Seehofer (CSU) kommt bereits zum dritten Mal in den Genuss. Doch diesmal sind die Vorzeichen andere als in den vergangenen beiden Jahren: Er bekommt die Maß von jenem Mann überreicht, der ihn als Regierungschef beerben möchte. Ude will Seehofer bei der Landtagswahl 2013 herausfordern.
Die Wiesn gilt seit jeher eigentlich als politikfreie Zone. Festleiterin Gabriele Weishäupl sieht die Maßübergabe „als durchaus friedlichen Akt“. Zwei Politiker träfen in der Anzapfbox aufeinander, und der eine gebe dem anderen eine Maß Bier. „Eine politische Aktion ist das nicht. Das ist ein rituelles Ereignis im Zusammenhang mit dem Oktoberfest.“
Seehofer und Ude dämpfen Erwartungen
Doch Weishäupl gibt zu, dass es beim diesjährigen Anstich anders zugehen könnte: „Wir haben uns darauf eingestellt, dass es im Zelt wohl etwas lauter werden wird als sonst.“ Die künftigen Duellanten müssen jedenfalls auf der Hut sein: Jede Geste, jede Regung, jedes Wort kann vor dem neuen Hintergrund anders gedeutet werden.
Allerdings haben beide Politiker die Erwartungen schon etwas gedämpft. Seehofer erklärte kürzlich in der „Bild“-Zeitung: „Ich habe mich letztes Jahr nicht am Zuprost-Wettbewerb im Zelt beteiligt und werde das heuer auch nicht tun.“ Und Ude fügte an: „Ich bin fest entschlossen, Politik und Oktoberfest auseinanderzuhalten.“
Beide Politiker schätzen sich persönlich, wie sie mehrfach erklärt haben. Klar ist dennoch, dass Seehofer und Ude ihr Verhältnis neu austarieren werden, je näher der Wahltermin rückt. Sollten sie schon am Samstag mit kleinen Sticheleien anfangen, könnten sie das Schottenhammel-Zelt zum Toben bringen. Weishäupl aber schränkt ein: „Ich fürchte keine besonderen Exzesse in dem Zusammenhang.“