Bordelle, Prostituierte, Waffen: Ist München sicher?
Junkies und Hooligans, Bordelle und Prostituierte, Kampfhunde und Waffen: Wie sieht's mit der Sicherheit in München aus? Gefährliche Pflanzen, dirigierende Zuhälter, kassierte Führerscheine, illegale Waffen und gefällte Bäume: Die AZ hat den Bericht des Kreisverwaltungsreferats ausgewertet.
München - Wer sorgt für die Sicherheit der Münchner? Erstmal die Polizei. Soweit, so klar. Aber auch die Stadt tut einiges für den Schutz ihrer Bürger. Um das zu zeigen, soll künftig ein städtischer Sicherheitsbericht veröffentlicht werden – wie ihn auch die Polizei vorlegt. Einen ersten Arbeitsentwurf hat das Kreisverwaltungsreferat schon fertig.
Herausgekommen ist dabei ein bunter Streifzug durch den Großstadt-Dschungel:
Junkies: Um eine offene Drogenszene in der Öffentlichkeit zu verhindern, hat die Stadt im vorigen Jahr 129 Aufenthaltsverbote und 198 Ermahnungen gegen „Betäubungsmittelstörer“ erlassen – so das unnachahmliche Amtsdeutsch. Aus diesem Grund wird seit 2010 auch der Sendlinger-Tor-Platz videoüberwacht.
Hooligans: Neun gewaltbereite Fußballfans bekamen die rote Karte. Sie dürfen das komplette Stadtgebiet beziehungsweise das Umfeld des Grünwalder Stadions nicht mehr betreten.
Pöbler: Betrunkene, die Passanten anstänkern, laut Musik hören und ihren Müll liegen lassen – da mag niemand gern vorbeigehen. Im Jahr 2011 hat das Kreisverwaltungsreferat 31Mal mit einem Aufenthaltsverbot für pöbelnde Trinker reagiert.
Wiesn/Frühlingsfest: Nicht mehr auf die Theresienwiese zu dürfen, ist für Oktoberfest-Fans wohl die Höchststrafe. Bei Schlägern oder Dieben kennt die Stadt aber kein Erbarmen. 70 Mal hat sie voriges Jahr deshalb einen Bann beschlossen.
Bordelle: „Dirigierende Zuhälterei“ – so nennt man das, wenn ein Puffbetreiber seine Liebesdamen beispielsweise auffordert, Oralverkehr ohne Kondom anzubieten. Wenn das Ganze auffliegt, oder wenn ein Bordellbetreiber wegen Menschenhandels oder anderer Verstöße dran ist, droht ihm ein Berufsverbot. Zwei solcher Verbote sind voriges Jahr widerrufen worden. „Nachdem die Betreiber nicht mehr einschlägig auffällig geworden sind“, heißt es im Bericht.
Prostituierte: Auf seine Intim-Sphäre kann sich niemand berufen, wenn’s um ansteckende Krankheiten geht: Zwei Liebesdamen und zwei Freiern ist unter Androhung eines Zwangsgeldes verboten worden, Sex ohne Gummi zu haben. In 21 Fällen wurde den Dirnen untersagt, genau damit zu werben.
Tiere: 13 Kampfhunde und drei andere Zamperl sind ihren Herrchen und Frauchen weggenommen worden – aus Sicherheits-Gründen. Wie viele streunende oder ausgerissene Tiere zuletzt eingesammelt wurden, steht nicht in dem Bericht. Vor zwei Jahren waren es 2737.
U-Bahn-Wache: 200000 Personalstunden in einem Jahr – da bleiben Störer nicht ungestört: 60000 Mal mussten Menschen die Anlagen auf Geheiß der Sicherheitsleute verlassen. Es hagelte 500 Hausverbote. Die U-Bahn ist für die Betroffenen damit tabu.
Führerschein: 1447 Menschen zwackte die Behörde den Lappen. 4689 Fahrer mussten sich begutachten lassen, weil es Zweifel an ihrer Fahrtauglichkeit gab. Zum Beispiel, nachdem sie betrunken am Steuer erwischt wurden.
Lebensmittel-Überwachung: Die Kontrolleure des Kreisverwaltungsreferats haben innerhalb eines Jahres 24976 Überprüfungen geschafft. Bei rund 15 Prozent sind Mängel festgestellt worden. Künftig wird etwas weniger kontrolliert: Die Stadt reduziert die Zahl ihrer Prüfer (AZ berichtete).
Gaststätten: In der Stadt gibt es fast 8000 Gastro-Betriebe. Halten sich die Wirte ans Rauchverbot? Sind die Nachbarn geplagt von Lärm oder störenden Küchen-Gerüchen? Tummeln sich Minderjährige in einer Disco? All das versuchen die Bezirksinspektionen im Blick zu haben. Voriges Jahr schauten sie auch ganz genau hin, ob Gaststätten barrierefrei sind – da liegt wohl einiges im Argen. Und sie prüften, ob das Feierverbot an stillen Tagen eingehalten wird. Bilanz: 859 Bußgeldanzeigen wurden erstattet, 636Verwaltungsverfahren eingeleitet.
Heimaufsicht: Jede Einrichtung wird ein bis zwei Mal im Jahr inspiziert. In drei Fällen schalteten die Kontrolleure die Staatsanwaltschaft ein: Verdacht auf Körperverletzung beziehungsweise Freiheitsentziehung.
Quacksalber: Bei einer „Tätigkeit im Bereich des religiösen/spirituellen/rituellen/geistigen/energetischen Heilens“ schaut die Stadt lieber Mal genauer hin – und kommt dabei so manchem Pseudo-Heiler auf die Schliche. In drei Fällen führte das zum Strafantrag wegen des „Verdachts der unerlaubten Heilkundeausübung“ oder wegen „unerlaubter Titelführung“.
Ärzte und Apotheken: Auch da wird überwacht, nämlich der sogenannte Betäubungsmittel-Verkehr. Vier Praxiskontrollen und zwölf Überprüfungen in Apotheken gab es. Danach wurde in 80 Fällen das ärztliche Verschreibungsverhalten beanstandet. Ein Arzt verlor sogar seine Approbation. Fünf Apotheken erhielten eine Ermahnung und bekamen es mit der Gewerbeaufsicht zu tun.
Tote: Bei 1136 Verstorbenen kümmerte sich niemand um die Beerdigung. 700 Mal konnten doch noch Angehörige oder Vorsorge-Verträge für die eigene Bestattung gefunden werden. Bei den anderen einsamen Toten musste die Stadt einspringen. Das kostete erstmal etwa eine Million.
Bäume: 6411 Exemplaren ging es an den Kragen, pardon, die Borke. Die Stadt erteilte eine Genehmigung, dass sie gefällt werden dürfen. Sehr schön auch der Behördenbegriff „Gefahrbäume“, der in dem Bericht vorkommt. Das sind Bäume, die meist als Gefährdung für die Verkehrssicherheit angesehen werden.
Ambrosia: Die Pflanze kann heftige Allergien auslösen. Daher haben die Behörden ihr den Kampf angesagt. Auf vier städtischen Grundstücken ist 2011 eine Ambrosia-Ansiedelung entdeckt worden. Auch fünf Privateigentümer konnten überzeugt werden, ihre Pflanzen zu beseitigen.
Feuerwehr München: Das klingt nach Dauer-Alarm! Die Einsatzkräfte rückten insgesamt 71263 Mal aus. Rund 4500 Mal waren sie wegen eines Feuers gerufen worden. Tatsächlich gebrannt hat es nur in rund 1907 Fällen.
Waffen: Nach dem Amoklauf in Winnenden nahm die Stadt Waffenbesitzer ins Visier. Innerhalb von fast drei Jahren sind bei der Aktion 11246 Schusswaffen abgegeben worden – bei der Polizei, im KVR oder im Waffenhandel. Jetzt gibt es etwa 6000 Waffenbesitzer weniger als zuvor. Zusätzlich erteilte die Stadt im vorigen Jahr in 111 Fällen ein Besitz-Verbot.
Hausbesuche: Allein im vorigen Jahr haben 24 Kinderkrankenschwestern im Dienst der Stadt bei 6822 Kindern daheim nach dem Rechten gesehen. Bei 989 Kindern sahen sie Hilfsbedarf, die Eltern von 727 Kindern nahmen diese Hilfe auch an. 32 Mal schalteten die Schwestern das Jugendamt ein, weil es „gravierende Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung“ gab.
Tuberkulose: 135 neue Fälle dieser Krankheit sind registriert worden.
Ratten: 416 Mal wurden die unbeliebten Nager dem Gesundheitsreferat gemeldet.