Wo München gefährlich ist: Die Hotspots
Mehr Gewaltfälle! Der Polizeichef will den Alkohol verteuern. Wilhelm Schmidbauer fordert, dass Wodka, Rum und Co. „geächtet“ werden – wie zuvor das Rauchen.
München - Schon mehrmals hat Münchens Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer (53) unpopuläre Maßnahmen gefordert, um die Gewaltkriminalität in München zu verringern.
So forderte er in der Vergangenheit schon ein nächtliches Verkaufsverbot von Hochprozentigem an Tankstellen und in Clubs (AZ berichtete). Bei der Vorstellung der jüngsten Kriminalstatistik am Freitag plädierte der Polizeichef nun für eine Erhöhung der Alkoholsteuer: „Harte Alkoholika müssen gesellschaftlich geächtet werden. Beim Rauchen war das ja auch möglich.“
Wenn Münchens Partygänger weniger Hochprozentiges trinken würden, „hätte die Polizei deutlich weniger zu tun“, so der Polizeichef.
Exzessives Trinken ist Wilhelm Schmidbauer schon lange ein Dorn im Auge. An den klassischen Ausgehtagen – von Donnerstagabend bis Sonntagfrüh – verzeichnet der Polizeichef Jahr für Jahr einen Anstieg von Gewaltdelikten. „Alleine im vergangenen Jahr nahmen die Gewaltdelikte um 14,1 Prozent auf 487 Taten zu“, sagt Wilhelm Schmidbauer. Ein kontrolliertes Trinken von Wodka, Rum, Tequila und anderen hochprozentigen Getränken hält er für kaum machbar. „Die Grenze der Verträglichkeit ist schnell überschritten. Was bleibt, ist die Aggression. Gewalttaten und zum Teil schwerste Verletzungen sind die Folge“, so der Polizeipräsident.
Da sich in den vergangenen Jahren das Partyvolk auf einige „Hotspots“ wie die Party-Meile in der Innenstadt sowie auf das frühere Optimolgelände und die Kultfabrik konzentriert, muss die Polizei dort auch zunehmend mehr Beamte einsetzen. Das, so der Polizeichef, habe unter anderem auch dazu geführt, dass inzwischen weniger Streifen im öffentlichen Nahverkehr unterwegs sein könnten.
Nach dem Mord an Dominik Brunner im S-Bahnhof Solln hatte Wilhelm Schmidbauer die Anzahl der Streifen, die in U-Bahnzügen und Bahnhöfen unterwegs waren stark erhöhen. Seitdem wieder weniger Streifen unterwegs sind, habe sich die Zahl der Straftaten prompt erhöht. „Wir müssen eine Zunahme von 15,1 Prozent feststellen. 2011 kam es zu 259 Gewalttaten im öffentlichen Nahverkehr.“
Auch in Bezug auf die Rechtsextremen hat Münchens Polizeichef eine Forderung gen Berlin: Schärfere Auflagen für Demonstrationszüge. Wenn die Rechtsextremisten durch die Stadt ziehen, bedeute das jedes Mal eine massive Mehrarbeit für die Polizei. Und für die Münchner „eine massive Beeinträchtigung“. Wilhelm Schmidbauer: „Das betrifft nicht nur das Verkehrsgeschehen an einem Samstag.
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