Bevölkerung: Magnet München
Georg Thanscheidt, der Vize-Chefredakteur der Abendzeitung über die Anziehungskraft unserer Stadt
München ist anziehend – das merken wir an Tagen wie diesen: Eine halbe Million Menschen werden voraussichtlich zur Einheitsfeier auf die Ludwigstraße strömen, etwa eine Million zieht wohl die Bierfeier auf der Theresienwiese an. Ein Grund für die Attraktivität unserer Stadt ist es, dass sie auch so einen Ansturm aushält. Manchmal grantelnd, oft achselzuckend und ab und zu sogar lächelnd. Dass der Nationalfeiertag seit 1990 auf einen Wiesn-Tag fällt, ist nun mal ein ebenso ehernes Gesetz wie die Tatsache, dass das Oktoberfest im September beginnt. Und da München genauso unabweisbar die Landeshauptstadt Bayerns ist und der Freistaat gerade den Bundesratsvorsitz inne hat, finden die Feierlichkeiten halt hier bei uns statt.
Seehofer hat schon Recht, wenn er Kritik an dieser – sagen wir mal: alternativlosen – Feier-Planung als „kleingeistig“ tadelt. Außerdem ist der Münchner Ansturm gewohnt: Erst vor 55 Jahren wurde unsere Stadt zur Millionenstadt, bald werden es 1,5 Millionen Einwohner sein. Vollzog sich der Durchbruch zur Weltstadt mit Herz noch in Zeiten des Baby-Booms, kam das Wachstum der darauf folgenden Jahre völlig entgegen des Bundestrends zustande. Das gilt besonders für die letzten 22 Jahre seit der Wiedervereinigung: Im Osten sank die Bevölkerungszahl, in München stieg sie. Auch das war und ist ein Ergebnis der deutschen Einheit. München ist ein Magnet. Und das ist – trotz Wohnungsnot und Kindergartenplatzmangel – auch gut so.
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