Betrüger verkauft Oldtimer, die ihm nicht gehören

Ein 56-Jähriger verkauft zwei Oldtimer, ohne sie zu besitzen. Jetzt steht er wegen Unterschlagung vor Gericht.
Sophie Anfang |
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Ein Bentley Speed Six aus dem Jahr 1929. So ein Modell soll der Angeklagte verkauft haben, ohne den Besitzer zu informieren.
dpa Ein Bentley Speed Six aus dem Jahr 1929. So ein Modell soll der Angeklagte verkauft haben, ohne den Besitzer zu informieren.

München - Was man nicht hat, kann man auch nicht verkaufen – denkt man, ist aber nicht so. Dass ihm die zwei Oldtimer aus den 1920er Jahren nicht gehörten, hinderte Edgar Karl B. (56) jedenfalls nicht daran, die Wägen in einem Pariser Auktionshaus zu versteigern. Von den damit ergaunerten 743 000 Euro hatte er trotzdem nichts.

Edgar B. entwickelt seit 20 Jahren Dieselmotoren für Rennwägen, er hatte eine eigene Firma, Rennautos mit seinem Motor fuhren beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring mit.

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Vom Glamour der Rennfahrerwelt ist B. nicht viel geblieben. Seine Firma lief schon seit längerem nicht gut, allein beim Fiskus stand er mit 590 000 Euro in der Kreide.

Da traf es sich gut, dass sein Bekannter Helmut K. den Motorendrechsler B. mit dem Verkauf von vier seiner Oldtimer beauftragte: einen De Dion Bouton, einen Stanley Steamer, einen Bentley Speed Six, Baujahr 1929 sowie einen Rolls Royce Phantom I (1928).

 

Es geht um zwei Oldtimer aus dem Jahr 1928 und 1929

 

Wegen letzteren beiden sitzt Edgar B. seit gestern auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, er habe die Fahrzeugpapiere des Bentley auf seinen Namen umschreiben lassen und das Auto danach im Pariser Auktionshaus Bonhams für 644 463 Euro verkauft. Beim Rolls Royce habe er im Aktionshaus ebenfalls vorgetäuscht, Besitzer des Wagens zu sein. Der Oldtimer ging für 98 578 Euro unter den Hammer. Der Eigentümer der Autos habe von beidem nichts gewusst.

Edgar B. lässt seine Verteidigerin Annette von Stetten ein etwas anderes Bild zeichnen. Er selbst sagt nur zu seinen persönlichen Verhältnissen aus – für den Verhandlungsverlauf eine gute Sache. B., wuchtige Figur und schütteres Haar, neigt zu Abschweifungen und verzettelt sich bei seiner Aussage. Nach dem Tod seines Bruders, der mit ihm seine Firma geschmissen hatte, sei er mit seinem Unternehmen überfordert gewesen, sagt er. Es fällt nicht schwer, das zu glauben.

Helmut K. habe ihm die Autos überlassen, damit er sie für K. verkauft. Vom Erlös hätte er zehn Prozent Provision bekommen sollen, um seine persönlichen Schulden zu tilgen. Den Rest hätte Helmut K. in die Motorenfirma von B. gesteckt. Er hatte dort schon mehrmals investiert.

 

Versteigert wurde bei in einem Auktionshaus in Paris

 

B. sagt aus, dass er versucht habe, die Oldtimer zu verkaufen, aber der von K. genannte Mindestpreis von einer Million (Bentley) und 260 000 (Rolls Royce) seien für die Modelle zu hoch angesetzt gewesen – zumal der Bentley nicht im Originalzustand war. Dass beide Autos in Paris für deutlich weniger Geld unter den Hammer kamen, liegt an einem Darlehen über 300 000 Euro, das der fast bankrotte B. von Harry L. bekommen hatte.

Als Sicherheit wurde L. der Bentley überlassen, laut B. wusste L. aber, dass er, B., nicht der Besitzer des Wagens war. Schon bald drängte L. darauf, sein Darlehen zurückzubekommen. Die Idee, den Bentley und Rolls Royce in Paris zu versteigern, sei L.s gewesen, sagt Edgar B. Der Besitzer K. habe davon gewusst und nichts dagegen gehabt – allerdings wollte er bei der Versteigerung die von ihm festgesetzten Mindestpreise erreichen.

Über diesen Willen setzte sich Edgar B. aber hinweg. Die Oldtimer wurden für 670 000 Euro weniger versteigert. B. benutzte das Geld ganz glamourös dazu, eigene und Firmenschulden zu tilgen. K. sei trotzdem „außer sich“ gewesen und habe ihn gedrängt, sich selbst anzuzeigen. Als B. das nicht tat, stellt K. selbst die Strafanzeige.

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