Besenstielräuber: FC Bayern aus Angst vor Altersarmut erpresst

Weil er um seine Altersvorsorge fürchtet, erpresst Harald Z. den FC Bayern. Doch der Versuch geht schief. Jetzt steht er vor Gericht.
Von John Schneider |
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Harald Z. beim Prozessauftakt im Landgericht München.
dpa Harald Z. beim Prozessauftakt im Landgericht München.

Was macht ein ehemals sehr erfolgreicher Bankräuber, wenn er sich um seine Altersvorsorge sorgt, aber nach der Haft beruflich nie wieder so richtig Fuß gefasst hat? Er kommt auf seltsame, kriminelle Ideen. Zum Beispiel, den FC Bayern zu erpressen.

Zumindest war das bei "Besenstielräuber" Harald Z. der Fall. "Mir ist es ein Rätsel, wie ich auf so eine dumme Idee kommen konnte, wieder eine Straftat zu begehen", sagt er selber. Eigentlich fühlte er sich nach der langen Haft "geläutert". Aber: "Der Tatvorwurf ist richtig." Das gab der 64-jährige Olchinger am Freitag vor dem Landgericht unumwunden zu. Hier wird ihm bis zum 22. Dezember der Prozess gemacht. Der sogenannte Besenstielräuber hatte versucht, den FC Bayern München im Februar um drei Millionen Euro zu erpressen.

Besenstielräuber Harald Z. im Porträt: Sein Leben, seine Verbrechen, seine Kunst

"Es ging mir um die Altersvorsorge"

Die Vorgeschichte seines Mandanten werde sich strafverschärfend auswirken, ist auch Verteidiger Adam Ahmed klar. Harald Z. hatte in den 90er Jahren 16 Banküberfälle begangen, 4,7 Millionen Mark erbeutet, und war nachdem er aufflog zu einer langen Haftstrafe (13 Jahre und sechs Monate) verurteilt worden. Weil er dabei Angestellte in Putzräumen einsperrte und zum Verrammeln gerne Besenstiele benutzte, kam er zu seinem "Künstlernamen".

Harald Z. hat also Erfahrung mit der Justiz. Jetzt vor Gericht die Erpressung abzustreiten, wäre eher unsinnig gewesen, das war dem Möchtegern-Erpresser klar. Zumal er sozusagen auf frischer Tat – unmittelbar vor dem vierten Übergabe-Versuch – von Zivilpolizisten auf einem Parkplatz in Mainburg festgenommen wurde. Und er sich gleich geständig gezeigt hatte.

Vor Gericht erzählt er, dass er an diesem 22. Februar geplant hatte, die erpresste Beute vom Überbringer des FC Bayern in einem Rucksack von einer Autobahnbrücke bei Landshut werfen zu lassen. Unten hätte er gewartet und die drei Millionen in Euro, Franken und Diamanten in aller Ruhe aufgelesen.

Dass er erwischt werden könnte, war ihm nicht in den Sinn gekommen. Sogar seine eifersüchtige und nichts ahnende Lebensgefährtin habe er zur Übergabe mitgenommen. Um sie zu überzeugen, dass er nicht zu einer Anderen unterwegs war. Die Frau tut ihm heute leid: "Ich habe ihre heile Welt zerstört."

Das Motiv für die Tat: Anfang 2016 war er nach eigenen Angaben in einer desolaten finanziellen Lage, weil ihm das Arbeitslosengeld ausgelaufen war. "Es ging mir auch um die Altersvorsorge. Man hört so viel von Altersarmut." Unmittelbarer Anlass war dann ein Streit mit einem Schuldner, der nicht zahlen wollte.

Im Februar 2016 schrieb der Olchinger daraufhin zwei Erpresserbriefe an den FC Bayern, drohte mit Bomben am Stadion. Er sei "positiv verwundert" gewesen, dass der Verein reagierte. Wenige Tage später wurde er dann auf einem Mainburger Parkplatz umso negativer überrascht.

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