Bergwerk im Deutschen Museum schließt für immer: "Bitter und traurig"
München - Einmal fragte ein US-amerikanisches Ehepaar, wie man das denn geschafft habe, direkt über einem Bergwerk ein Museum zu bauen. Andreas Gundelwein, der Kurator der Bergwerksausstellung im Deutschen Museum, erzählt diese Anekdote lächelnd.
Auch wenn die Ausstellung in weiten Teilen 100 Jahre alt ist - alles ist natürlich nicht echt und original. Aber das Museumsbergwerk hat Generationen von Münchnern und Millionen Besuchern eindringlich vermittelt, wie es früher war, unter Tage zu schuften.

Das Bergwerk ist eine Ikone. Jeder dritte Besucher des Deutschen Museums taucht ein in die enge, düstere und bedrückende Welt, die bis zu zwölf Meter in die Tiefe führt. Es ist wohl diese Mischung aus Grusel, Staunen und Bewunderung für die Bergleute, die so viele Besucher fasziniert.
In vier Wochen wird die Ausstellung schließen. Der erste Abschnitt der Generalsanierung auf der Museumsinsel ist geschafft, nun kommt der zweite dran. Das heißt: Auch hinter den Felsen im Bergwerk, die zum großen Teil aus Drahtgeflecht und Gips nachgebaut wurden, muss saniert werden: Neue Lüftungstechnik, Rohre, Kabel und eine Sprinkleranlage braucht das alte Haus. Außerdem muss das Mauerwerk, das durch frühere Isar-Überflutungen schimmelt, trockengelegt werden.
Gundelwein: "Wir haben kein Geld. Wir bräuchten zehn Millionen Euro"
"Es ist traurig und bitter, dass wir mindestens zehn Jahre kein Bergwerk zeigen können", sagt Gundelwein. "Noch bitterer ist: Wir wissen nicht, ob und wann es wiederkommt. Wir haben kein Geld. Wir bräuchten zehn Millionen Euro." Damit wäre es die mit Abstand teuerste Ausstellung im Haus. An zweiter Stelle folgt die Physik, die fünf Millionen kostet.
Selbst wenn sich ein Großspender findet, 1:1 wird das Bergwerk nicht zurückkehren. Dafür gibt es mehrere Gründe: "Die Technologie hat sich weiterentwickelt. Manches ist leider nicht korrekt", sagt Andreas Gundelwein. Auch an den Kulissen hat er manches auszusetzen.
"Wenn wir schon viel Geld ausgeben, würden wir es gern richtig machen"
Zum Beispiel an dem nachgebildeten Gestein: Spuren, die Hammer und Meißel dort hätten hinterlassen müssen oder auch Bohrlöcher - fehlen vielerorts. "Da fragt man sich als Betrachter, wie die Hohlräume entstanden sind", kritisiert der Kurator.
Doch auch fehlerhafte Kulissen wurden unter Denkmalschutz gestellt. Sie aufwendig auszubauen und jahrelang in Depots teuer aufzubewahren, hält Gundelwein für grundfalsch. "Wenn wir schon viel Geld ausgeben, würden wir es gern richtig machen", sagt er.
Gundelwein: "Die 5.000 Exponate sind uns heilig"
Sicher ist: Wenn ein neues Bergwerk kommt, hätte es weniger Fläche zur Verfügung als die 3.500 Quadratmeter bisher. "Nach der Sanierung werden es zehn Prozent weniger sein, weil wir Fluchttunnel und -treppenhäuser einbauen müssen", sagt Gundelwein.
Ab 29. Juni wird das Bergwerk Stück für Stück ausgebaut, 16 Monate sind dafür anberaumt. Die Nachbildungen von Bergarbeitern wie dem Stürzer, Maschinen, Loren, Meißel - alles verschwindet in Kisten. "Die 5.000 Exponate sind uns heilig", sagt Gundelwein. "Das ist Kulturgut. Es steht völlig außer Frage, dass wir sie für die Nachwelt aufbewahren." Die Frage ist: Wann werden sie wieder rausdürfen aus ihren Kisten?
Sanierung: Auch die Blitze-Show schließt
Ein zweiter Dauer-Publikumsmagnet im Deutschen Museum ist die Starkstromabteilung mit ihren Vorführungen, bei denen es blitzt und knallt - und der Person im Faradayschen Käfig trotzdem nichts passiert.

Auch diese Abteilung wird in vier Wochen geschlossen. Die gute Nachricht: Hier ist die Finanzierung gesichert. Wenn die zweite Hälfte des Museums voraussichtlich 2028 fertig saniert ist, wird diese Ausstellung wieder modernisiert öffnen - erneut mit Live-Vorführungen, aber mit mehr Lärmschutz.
- Themen:
- München