Beppo Brem: "Ich hätte mir mehr Loyalität erwartet"

Grünen-Chef  Beppo Brem über seinen plötzlichen Rückzug von der Parteispitze.
Florian Zick |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Beppo Brem wurde vor knapp drei Jahren mit 90 Prozent der Stimmen zum Vorsitzenden der Münchner Grünen gewählt.
Beppo Brem Beppo Brem wurde vor knapp drei Jahren mit 90 Prozent der Stimmen zum Vorsitzenden der Münchner Grünen gewählt.

Grünen-Chef  Beppo Brem über seinen plötzlichen Rückzug von der Parteispitze

München - Völlig überraschend sind die Münchner Grünen führungslos: Hermann "Beppo" Brem ist am Donnerstag von seinen Ämtern zurückgetreten. Im AZ-Interview erklärt er seine Entscheidung.

AZ: Herr Brem, in Ihrer Erklärung geben Sie persönliche und berufliche Gründe für Ihr Ausscheiden an. Was hat es damit auf sich?
Beppo Brem: Naja, zum einen habe ich mich kürzlich als Berater für Kanzleien selbstständig gemacht. Das ist schneller erfolgreich geworden als erwartet. Deshalb muss ich da jetzt mehr Energie reinstecken.

Und zum anderen?
Zum anderen ist es leider so, dass sich bei mir mittlerweile auch ein Sediment an Frust abgesetzt hat. Die Art, wie in der Parteipolitik miteinander umgegangen wird, ist schon sehr kraftzehrend.

Das müssen Sie jetzt aber näher erklären.
Nun, ich war nicht überrascht, dass es in diesem Geschäft hart zugeht. Ich bin da ja auch kein Waisenkind. Ich hätte mir aber schon gewünscht, dass es mehr um die Ideen geht und weniger um einen persönlichen Wettbewerb. Leider habe ich mehrfach erleben müssen, wie andere Leute Vorschläge erst blockieren – um sich letztlich dann selbst damit zu profilieren.

Das klingt jetzt aber nicht nach den Grünen, eher nach der CSU.
Das gehört leider wohl irgendwie zur DNA einer jeden Partei. Ich hätte mir aber tatsächlich mehr Offenheit und Loyalität erwartet. Aber für dieses ständige untereinander Wegbeißen, damit man selbst besser dasteht – dafür habe ich jetzt keine Energie mehr.

Parteifreunde haben also immer an Ihrem Stuhl gesägt – und Sie sind jetzt müde, sich ständig dagegen zu wehren?
Ganz so würde ich das nicht ausdrücken. Wenn man bei der Vorstandswahl 90 Prozent bekommt, kann man nicht davon sprechen, dass da am Stuhl gesägt wird. Aber wenn man mit seinen Ideen nicht so richtig vorwärtskommt, tritt eben eine gewisse Resignation ein.

Und wie geht es jetzt weiter mit Ihnen und den Grünen?
Ich bin ein extrem politischer Mensch. Wahrscheinlich wird es mir zunächst schwerfallen, die Dinge nicht wie der Vorsitzende der Münchner Grünen zu sehen. Ich werde der Partei auf jeden Fall auch erhalten bleiben. Ich bin aber auch froh, jetzt ein bisschen Luft zu haben. Neben Arbeit und politischem Engagement hätte man ja immer gerne auch noch ein bisschen Privatleben. Und das kam zuletzt doch etwas zu kurz.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.