Bayerischer Verdienstorden: "Sie sind alle Vorbilder"

61 Bayern bekommen von Horst Seehofer den Bayerischen Verdienstorden – als erster Sozi nach fast 50 Jahren darf Oberbürgermeister Christian Ude wieder die Festrede halten.
von  Willi Bock
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) überreicht im Antiquarium der Residenz München der Schauspielerin Michaela May als einer von 56 Preisträgern den Bayerischen Verdienstorden.
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) überreicht im Antiquarium der Residenz München der Schauspielerin Michaela May als einer von 56 Preisträgern den Bayerischen Verdienstorden. © dapd

München - Ja, was geht denn da ab? Da turteln die beiden mächtigsten Männer Münchens ungeniert miteinander. Und Tatort-Kommissare und Polizei-Notruf-Kommissarinnen nehmen das lächelnd zu Protokoll. Haben die hohen Herren denn dafür ein Alibi – im Tatort Antiquarium?

Das hatten Sie. Und schmunzelnd plauderten der schwarze Ministerpräsident Horst Seehofer und der rote Oberbürgermeister Christian Ude über ihre neue Zuneigung, als gestern im prächtigen Antiquarium der Residenz die Bayerischen Verdienstorden verliehen wurden. „Schulter an Schulter“ hätten sie sich bei der zweiten Stammstrecke und bei der Olympiabewerbung gefunden, strahlten sie sich an.

Ude durfte die Festrede halten. Ein wahrhaft revolutionäres Symbol: Denn seit Wilhelm Hoegner im Jahre 1964 durfte nie mehr ein Sozialdemokrat die Festrede halten. „Das ist geradezu spektakulär“, frotzelte Ude. Einen Sozi ranzulassen, sei wohl früher „ein sorgsam vermiedenes Risiko“ gewesen. „Wenn die Einladung auch keine Mutprobe ist, so ist sie doch eine schöne Geste“, befand der OB. Und Seehofer musste gleich allzu forsche Befürchtungen besänftigen: „Ich möchte ausdrücklich dementieren, dass dies die Anbahnung einer Großen Koalition ist.“ Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ihre Gattinnen Edith und Karin saßen friedfertig nebeneinander.

Und die Kommissare? Die gehörten zu den 61 Bayern, die gestern den seltenen und wirklich ehrenhaften Bayerischen Verdienstorden überreicht bekamen. Fast die Hälfte davon an Frauen – was es bisher noch nie gegeben hat, lobte sich Ordensverleiher Horst Seehofer: „Sie alle sind Vorbilder und haben herausragende Leistungen vollbracht.“ Der Orden ging an Politiker, an Wirtschaftsbosse wie Adidas-Chef Herbert Hainer, oder das Ehepaar Regine und Erich Sixt, an ausgezeichnete Schauspieler wie die Fernsehkommissare Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl oder Michaela May, an die Orff-Witwe Liselotte Orff, und an „normale“ Bayern, die Vorbildliches geleistet haben wie Hildegard Alscher aus Ebersberg. Seit 1957 wird der Bayerische Verdienstorden verliehen – eben seit der Regierungszeit des ersten und einzigen SPD-Ministerpräsidenten in Bayern, Wilhelm Hoegner.

5228 Mal wurde er bisher überreicht. Die Ordensregel verlangt: Maximal 2000 Lebende dürfen ihn tragen (aktuell sind es 1862). „Halleluja“ frohlockte da Oberammergau-Regisseur Christian Stückl, der den Orden ebenfalls auf die Brust gedrückt bekam.

 

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