Bahnhofsmission München: Geldsegen durch Verspätungs-Schal

Ein Jahr lang hat eine Pendlerin gestrickt, wenn ihr Zug verspätet war. Nun ist das Wollwerk versteigert worden.
Sophie Anfang |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Sara Webers (M.) Mutter Claudia hat ein Jahr an einem Verspätungsschal gestrickt. Der wurde nun versteigert. Am Samstag hat die Übergabe in der Bahnhofsmission mit den Leiterinnen Bettina Spahn (l.) und Barbara Thoma stattgefunden.
Petra Schramek Sara Webers (M.) Mutter Claudia hat ein Jahr an einem Verspätungsschal gestrickt. Der wurde nun versteigert. Am Samstag hat die Übergabe in der Bahnhofsmission mit den Leiterinnen Bettina Spahn (l.) und Barbara Thoma stattgefunden.

München - Münchner kennen Verspätungen als gelbes Band, das auf dem unteren Rand der Anzeige-Bildschirme auftaucht, wenn es wieder länger dauert. Für Claudia Weber (55), die täglich von Moosburg nach Moosach pendelt, sind Verspätungen grau, rosa und rot. In diesen Farben hat sie ein Jahr lang an einem Verspätungsschal gestrickt – der ist nun für mehrere tausend Euro versteigert worden.

Zwei Reihen hat Claudia Weber jeden Tag gestrickt, eine für den Hinweg, eine für den Rückweg. Bei weniger als fünf Minuten Verspätung nahm sie graue, bei fünf bis 30 Minuten rosafarbene und bei einer Fahrt, die mehr als eine halbe Stunde verspätet war, rote Wolle.

Verspätungs-Schal wird auf Twitter zum viralen Hit

Die Idee kam Claudia Weber Ende 2017, es sollte ein Schal nur für sie sein. "Es fühlte sich so an, als würde ich dauernd zu spät in die Arbeit kommen. Ich wollte wissen, ob das die gefühlte Wahrheit ist oder Realität", sagte sie zur AZ.

1,50 Meter lang ist der Schal geworden, ein Jahr Pendlerärger in Wollform. Am Anfang des Jahres wechseln sich die grau- und rosafarbenen Reihen noch recht regelmäßig ab, dann kommt immer mehr rot dazu. Ein breiter, roter Abschnitt dokumentiert drastisch die Baustellenzeit mit Schienenersatzverkehr im Sommer.

Dass der Schal nun doch mehr geworden ist als ein wollenes, aber eben doch persönliches Stück Dokumentation, liegt an Claudia Webers Tochter Sara. Die machte ein Foto von dem Strickstück und veröffentlichte es auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

7.550 Euro: Deutsche Bahn ersteigert das gestrickte Kunstwerk

Der Schal wurde zum Internethit, mehr als 25.000 Menschen haben auf den Tweet reagiert oder ihn weiterverbreitet. Nun ist der Schal nicht nur bekannt geworden, sondern hat sogar richtig viel Geld gemacht: Für 7.550 Euro ist er vergangene Woche auf Ebay versteigert worden. Zugeschlagen hat das Digital-Team der Deutschen Bahn.

Das Geld, so haben Claudia und Sara Weber entschieden, kommt der Bahnhofsmission zugute. Die wollen mit dem Geldsegen nun etwas dafür tun, dass ihre Internetleitung besser wird. Dann könnten sie ihren Klienten in Zukunft kostenloses WLAN anbieten. Für ein Foto hat Sara Weber den Schal am Samstag in die Bahnhofsmission gebracht, bald wechselt er zu seinem neuen Besitzer, der Bahn.

Ein Verspätungsschal für 2019 ist schon in Arbeit. Claudia Weber: "Ich habe genug graue Wolle und hoffe, dass das neue Jahr besser wird."

Verschmustes München: Liebesbotschaften in der Stadt

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.