72-Jährige verbrannt

An der Landshuter Allee brennt eine Wohnung aus. Die Bewohnerin Mariele A. (72) erliegt im Krankenhaus ihren Verbrennungen
von  Thomas Gautier
Meterhoch lodern die Flammen am Mittwoch aus dem vierten Stock eines Hauses in der Volkartstraße.
Meterhoch lodern die Flammen am Mittwoch aus dem vierten Stock eines Hauses in der Volkartstraße.

An der Volkartstraße nahe der Landshuter Allee brennt eine Wohnung aus. Die Bewohnerin Mariele A. (72) erliegt im Krankenhaus ihren Verbrennungen

München/Neuhausen -
Sie schafft es noch in den Flur, dann bricht sie vor ihrer Wohnungstür zusammen. Mariele A. liegt auf dem Boden. Sie brennt.
Wenige Minuten später bringen Feuerwehrmänner die 72-Jährige auf einer Trage hinaus in die Nacht. Vor der Tür in der Volkartstraße 39 erkennt Medin Teoman aus dem vierten Stock die Frau im flackernden Blaulicht: Es ist seine Nachbarin. Die Männer schieben die Trage gegen 23.30 Uhr in einen Krankenwagen.
Die Haut der ehemaligen Kinderpflegerin ist laut Polizei zu 97 Prozent verbrannt. Mariele A. stirbt im Laufe der Nacht an ihren Verletzungen.

Am Tag danach ist Medin Teoman noch sichtlich geschockt.
Die Schäden im vierten und fünften Stock sind riesig – laut Polizei liegen sie bei 500<TH>000 Euro. Seine Nachbarin ist tot, drei sind verletzt, sie haben Rauchvergiftungen erlitten. Teoman versucht, die Hausverwaltung zu erreichen.
„Ich habe geschlafen, dann bin ich vom Rauch aufgewacht“, sagt der 47-Jährige. „Ich hörte einen lauten Knall. Irgendwas ist explodiert.“ Ein Polizist holt ihn ab, Teoman läuft das Treppenhaus hinunter. Seine Schnürsenkel sind offen, er hat keine Zeit, sie zuzumachen. „Ich sah, wie die Flammen aus ihrer Tür züngelten. Ein Nachbar hat versucht, die Flammen zu löschen“, sagt Teoman. Er rennt runter. „Bei dem Rauch konnte man nicht lange bleiben.“

Die meisten Bewohner haben sich auf der Straße versammelt und schauen auf die meterhohen Flammen, die am Balkon der Wohnung lodern. Die Feuerwehr rettet zwei Menschen mit Drehleitern. Eine Frau hangelt sich vom Balkon im vierten Stock auf den darunter. Drei Bewohner rennen mit Fluchthauben von der Feuerwehr auf dem Kopf über die Treppe hinaus.
Einer von ihnen ist Sammy Lampert (27). Der 27-Jährige ist wach, als das Feuer ausbricht. „Ich habe Schreie gehört und Türenknallen“, sagt der Eventmanager. Als er rausschaut, sieht er, dass der Lärm von Mariele A. stammt. „Sie war verwirrt, schrie seit Jahren herum“, sagt Lampert.

Als er nach einigen Minuten wieder nachsieht, sieht er Flammen und Qualm. Eine halbe Stunde hält er es in seiner Wohnung aus, dann zwingt in der beißende Rauch hinaus.
Am Donnerstagmorgen untersuchen Brandfahnder die verwüstete Ein-Zimmer-Wohnung von Mariele A. Hier wohnte die Witwe seit über zehn Jahren allein auf 30 Quadratmetern. Nach AZ-Informationen entstand der Brand durch eine Kerze oder eine Zigarette. Laut Nachbarn rauchte Mariele A. nicht.

Das Apartment ist völlig verbrannt. Auch Flur und Decke sind schwarz von Qualm, die Hitze hat die Farbe an der Wand abgesplittert. Lichtschalter sind geschmolzen, Lampen zersplittert. Über allem liegt der Gestank von Rauch.

Der Türstock der Wohnung ist nur noch verkohltes Holz. Die Ermittler nageln ihn gegen Mittag mit Brettern zu.

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