37 Prozent weniger Gewinn bei BMW: Das erwartet der Konzern für die Zukunft

Um mehr als ein Drittel ist der Gewinn beim Münchner Autobauer eingebrochen. Vor allem die Lage in China ist Grund dafür. Ein Misserfolg sei das dort aber nicht, heißt es.
Ralf Müller |
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Der BMW-Gewinn ist dramatisch eingebrochen. Wie geht's jetzt weiter beim Münchner Konzern?
Der BMW-Gewinn ist dramatisch eingebrochen. Wie geht's jetzt weiter beim Münchner Konzern? © Sven Simon/imago

München – Lange konnte sich BMW dem Krisen-Trend in der Automobilindustrie entziehen, doch im vergangenen Jahr erwischte es auch die Münchner Premium-Produzenten: Vorsteuerergebnis und Überschuss des Konzerns gingen um 36 beziehungsweise 37 Prozent zurück.

Unterm Strich verdiente BMW im vergangenen Jahr nach Steuern 7,7 Milliarden Euro (2023: 12,17 Milliarden Euro). In das laufende Jahr gehen die Münchner auch wegen des sich anbahnenden Handelskriegs mit gebremsten Erwartungen. Einen Schub erwartet man sich zum Jahresende durch die Premiere der "Neuen Klasse".

BMW leidet unter verschärfter China-Konkurrenz

Weltweit setzte der Konzern im vergangenen Jahr 2,54 Millionen Pkw der Marken BMW (2,2 Millionen), Mini (245.000) und Rolls Royce (5712) sowie 210.400 Motorräder ab. Während die Geschäfte in Europa und den USA gut liefen, litt BMW wie auch die europäischen Wettbewerber unter Nachfrageschwäche und verschärfter Konkurrenz in China.

Als einen Misserfolg wollte Vertriebsvorstand Jochen Goller das China-Geschäft des vergangenen Jahres aber nicht sehen. Das Wachstum der chinesischen Wettbewerber sei nicht überraschend gekommen. BMW sei auch im Reich der Mitte "mit Abstand" Nummer Eins im Premiumsektor geblieben.

Es lief nicht so auf dem chinesischen Markt. Hier ein BMW iX1 auf der Automesse in Peking.
Es lief nicht so auf dem chinesischen Markt. Hier ein BMW iX1 auf der Automesse in Peking. © Johannes Neudecker/dpa

Umsatzrückgang wegen Bremssystem-Desaster

Der Umsatzrückgang von 5,6 Prozent auf 125 Milliarden Euro im Pkw-Bereich ist zum Teil auch auf das Desaster mit zugelieferten schadhaften Bremssystemen zurückzuführen, betonten die BMW-Chefs auf der Bilanzpressekonferenz am Freitag in München. Die erzielte Ebit-Marge im Autogeschäft (Verhältnis des Vorsteuerergebnisses zum Umsatz) lag 2024 mit 6,3 Prozent deutlich unter dem in guten Zeiten als Ziel festgelegten Korridor von acht bis zehn Prozent, musste Finanzvorstand Walter Mertl berichten.

BMW-Vorstand Oliver Zipse: "Zölle schaden allen"

Im laufenden Jahr könnte die Pkw-Marge noch magerer ausfallen, nämlich zwischen fünf und sieben Prozent bei einem "leichten Anstieg" der Fahrzeugauslieferungen gegenüber 2024. Ein Prozentpunkt Ebit-Marge dürften die schon jetzt verhängten zusätzlichen Zölle zwischen den USA, Europa und China kosten, sagte Finanzchef Mertl. Wenn den Politikern noch zusätzliche Abgaben einfallen, würde dies die Prognose weiter verschlechtern. "Zölle schaden am Schluss allen", warnte Vorstandschef Oliver Zipse.

Dabei fühlt sich BMW durch seine Produktionsstandorte in allen drei Hauptabsatzregionen gegen Zoll-Kriege relativ gut gewappnet. Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse legte vor allem Wert auf die Tatsache, dass BMW sein größtes Werk in den USA betreibt und "wertmäßig" der größte Exporteur von Pkw aus den Vereinigten Staaten ist.

Der Vorstandsvorsitzende von BMW Oliver Zipse setzt auf die sogenannte "Neue Klasse".
Der Vorstandsvorsitzende von BMW Oliver Zipse setzt auf die sogenannte "Neue Klasse". © Virginia Mayo/dpa/AP

Jobabbau ist nicht geplant 

Jobabbau oder gar Werksschließungen planen die BMW-Chefs nicht. Der Personalstand werde sich 2025 auf unverändertem Niveau bewegen, sagte Personal-Vorständin Ilka Horstmeier, auch in Deutschland. Dass es nicht mehr so rund läuft wie in früheren Jahren, hat die deutsche Belegschaft allerdings schon in Gestalt reduzierter übertariflicher Leistungen zu spüren bekommen.

Bis 2027 mehr als 40 neue Modelle

Auch wenn die Margen im Automobilgeschäft erst einmal unter Druck stehen, geht der BMW-Vorstand betont optimistisch in die Zukunft. Positive Erwartungen verbinden sich vor allem mit der "Neuen Klasse". Deren erster Vertreter, der BMW iX3, soll ab Ende des Jahres im neuen ungarischen Werk Debrecen vom Band laufen. Dabei handelt es sich um ein "Sports Activity Vehicle" (SAV). Klassische Pkw dieser Klasse sind in der Pipeline. Bis 2027 will BMW mehr als 40 neue Modelle auf die Straße bringen.

Ein ganz neues Fahrzeugkonzept

Bei der "Neuen Klasse" handele es sich nur um eine neue Fahrzeugreihe, sondern um ein ganz neues Fahrzeugkonzept, deren "DNA" auf alle BMW-Modelle übertragen werde, betonte Vorstandschef Zipse einmal mehr. Seit Jahren schürt BMW die Erwartungen auf den Technologiesprung, den man als einen der nachhaltigsten Einschnitte in der Unternehmensgeschichte sieht.

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Von der "Neuen Klasse" verspricht Zipse wahre Wunderdinge: 20 Prozent höhere Energiedichte der Batterie, 30 Prozent höhere Ladegeschwindigkeit und "mindestens" 30 Prozent mehr Reichweite. In zehn Minuten soll Strom für 300 Kilometer getankt werden können. Der Fahrer wird von vier "Superbrains" mit einer um das 20-Fache erhöhten Rechnerkapazität unterstützt. Die Früchte der "Neuen Klasse" dürfte BMW allerdings frühestens 2026 ernten können.

Im laufenden Jahr wird die Bilanz des Konzerns durch das planmäßige Zurückfahren der Investitionen sowie der Ausgaben für Forschung und Entwicklung entlastet, die sich im vergangenen Jahr auf mehr als 18 Milliarden Euro summierten. Die Aktionäre wollen Aufsichtsrat und Vorstand mit einer Dividende von 4,30 Euro je Stammaktie bei Laune halten, was einer Ausschüttungsquote von 36,7 Prozent entspricht. Außerdem soll ein neues Aktienrückkaufprogramm gestartet werden.

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  • ClimateEmergency am 15.03.2025 12:06 Uhr / Bewertung:

    "Zurückfahren der Investitionen sowie der Ausgaben für Forschung und Entwicklung entlastet"
    "Die Aktionäre wollen Aufsichtsrat und Vorstand mit einer Dividende von 4,30 Euro je Stammaktie bei Laune halten"

    Capitalism at it's finest

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