Sonne, Samba, heißer Sand

2016 finden die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro statt. Sportlich und voll sinnlicher Lebensfreude präsentiert sich die Stadt schon heute.
Brigitte v. Imhof |
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Sonnenbaden an der Copacabana
Reuters 3 Sonnenbaden an der Copacabana
Eine Sambatänzerin aus Rio
srt 3 Eine Sambatänzerin aus Rio
Copacabana zu Füßen des Zuckerhuts, Foto: F.v. Poser
srt 3 Copacabana zu Füßen des Zuckerhuts, Foto: F.v. Poser

(srt) 2016 finden die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro statt. Sportlich und voll sinnlicher Lebensfreude präsentiert sich die Stadt schon heute.

Ein letzter Check des Brustgurts, noch einmal tief durchatmen. "Wenn ich das Kommando gebe, lauf einfach los", bläut mir Ruy ein. Kein einladender Gedanke, einfach so dem Abgrund entgegen zu rennen. Doch mein Paraglide-Pilot wird schon wissen, was er tut. Kurz darauf schweben wir. Nichts ist zu hören von den weiß schäumenden Brechern, die an den Strand von São Conrado knallen. Nichts vom Verkehr an der Avenida Niemeyer. Stattdessen sind Rios Highlights aufgereiht wie auf einer 360-Grad-Leinwand: Corcovado mit dem steinernen Jesus Christus, der Zuckerhut, die Botafogo-Bucht, die sichelförmige Copacabana.

Überschwängliche Herzlichkeit

Wieder gelandet, umschlingen einen die Stadt und ihre Einwohner, Cariocas genannt, mit überschwänglicher Herzlichkeit. Sie geben dem Fremden vom ersten Moment an das Gefühl, dazu zu gehören. Das habe ich bereits am Morgen nach meiner Ankunft bemerkt, als ich - vom Jetlag schon früh aus dem Bett geholt - die Copacabana entlang schlenderte. Die vier Kilometer lange Strandpromenade war um sieben Uhr bereits rappelvoll mit gut gelaunten Frühaufstehern. Jogger, Walker mit Hund und ohne, Kindermädchen mit ihren Schützlingen, Rollerblader, Radler, Surfer, Beachvolleyballer, Gymnastik- und Tai-Chi-Gruppen... Auch der flotteste Jogger hatte ein gelöstes Lächeln auf den Lippen, und statt im eigenen Saft zu triefen, zierte ein matter Schimmer die moderat gebräunte Haut. Nur die Obdachlosen, die sich auf dem breiten Mittelstreifen der Avenida Atlantica aus ihren zerlumpten Decken schälten, drängten sich sperrig in dieses Bild sinnlicher Vitalität.

Bester Blick vom Corcovado

Um neun Uhr wird's an den Stränden schlagartig leer. Die Cariocas müssen zur Arbeit, die Touristen gehen auf Entdeckungstour. Den besten Eindruck von der bezaubernden topografischen Struktur Rios bekommt man vom Corcovado, auf dem der 38 Meter hohe, 1145 Tonnen schwere Beton-Christus schützend seine Arme über die Stadt ausbreitet. In 25 Minuten schnauft die Zahnradbahn durchs Urwald-Dickicht nach oben, zum Aussichtsplateau sind es nochmals 250 Stufen. Das unsterbliche, berühmte Postkartenmotiv ist live einfach umwerfend. Das Centro, der Zuckerhut, die Strände, die einzelnen Stadtteile, die Brücke nach Niteroi, das riesenhafte Maracana-Fußballstadion, - alles liegt da wie ein appetitlich angerichtetes Büffet.

Am meisten verblüfft mich, mit wie viel wilder Natur Rio gesegnet ist. Neben Parks und Botanischen Gärten beherbergt die "Cidade Maravilhosa" (wunderbare Stadt) mit dem 3300 Hektar großen Floresta de Tijuca das größte städtische Waldgebiet der Welt. Ein dschungel-ähnliches Tropenparadies mit Wasserfällen, Affen, exotischen Bäumen und Blumen.

Flirten auf Teufel komm raus

Das wahre Herz Rios schlägt an den Stränden - 80 Kilometer alles in allem -, die an den Wochenenden eine Invasion von Hunderttausenden sonnen- und vergnügungssüchtiger Cariocas erleben. Sie lachen, plauschen und flirten auf Teufel komm raus. Sie spielen Fußball, Volleyball und Beachtennis. Sie surfen, machen sit-ups und ziehen ihre bemerkenswerten Körper an Reckstangen hoch. Einfach in der Sonne grillen ist nicht nur out und ungesund, sondern auch unmöglich, weil man dauernd einen Ball an den Kopf gekickt bekommt oder von Limo-, Eis-, Kokosnuss- und Sonnenhutverkäufern am Wegdösen gehindert wird.

Der berühmteste Strand der Welt

Die Copacabana ist wohl der berühmteste Strand der Welt. Nicht minder prominent und noch viel mondäner ist der Strand von Ipanema mit dem gleichnamigen Stadtviertel. Im Straßencafé "Garota de Ipanema" wurde in den frühen 1960er Jahren der Bossa-Nova-Welthit "Girl from Ipanema" geboren. Das "Girl" gibt es übrigens wirklich. Heloisa Pinheiro heißt das Mädchen, das den Songschreibern damals den Kopf verdreht hat. Aus ihr wurde ein erfolgreiches Model, eine TV-Moderatorin und Geschäftsfrau. Im "Bum-Bum" gibt's die heißesten Tangas in ganz Südamerika, die Rua Visconde de Piraja ist die Fifth Avenue Brasiliens.

An den Stränden pulsiert das Leben

Auch an den weiter südlich gelegenen Stränden Leblon, Pepe oder São Conrado erfreut sich das Auge an der geballten Ansammlung schöner Menschen. Der liebe Gott und Rios 2500 Fitness-Studios haben ganze Arbeit geleistet. Von Askese jedoch keine Spur. Die blonde Strandvenus knackt gerade ihre dritte Dose Bier, ihr Begleiter mit dem Sixpack-Body holt an einem Kiosk zwei Sandwiches.

Doch wenn der Wahnsinn namens Karneval beginnt, bleibt keine Zeit mehr zum Essen. Dann katapultieren sich die Cariocas in eine 100 Stunden dauernde Ekstase. Wer als Tourist auf dieses Wahnsinns-Spektakel verzichten will oder muss, der holt sich seine Portion Karneval in den großen Showbühnen der Stadt, etwa Plataforma, Scala oder Oba-Oba. Temperamentvolle Mulattas in ebenso fantasievollen wie knappen Kostümen lassen Hüften und Pos vibrieren - erotisch, aber nie ordinär. Spätestens jetzt beginnt der Puls im Sambarhythmus zu schlagen und hört für lange Zeit nicht mehr auf.

Weitere Informationen

Brasilianisches Fremdenverkehrsamt, Tel. 069/97503251, Fax 97503200, ebt.de@embratur.gov.br, www.embratur.gov.br, www.turismo.gov.br

Anreise: z.B. mit Lufthansa via Saõ Paulo, ab 960 Euro.

Reisearrangements: 8-tägige Rundreise "Glanzlichter Brasiliens" ab/bis Saõ Paulo ab 2115 Euro (TUI); einwöchige "Brasilien für Einsteiger"-Reise ab/bis Deutschland ab 2399 Euro (FTI), 14-tägige Erlebnisreise "Die Vielfalt Brasiliens" mit drei Übernachtungen in Rio kostet ab 2895 Euro inklusive Flügen, Unterbringung mit Frühstück (Gebeco).

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