Kassiert wird sogar bei Meilentickets

Durch die Flugsteuer werden Tickets in Deutschland deutlich teurer - das ändert sich für Passagiere.
von  Abendzeitung
Neue Steuer macht Fliegen teurer.
Neue Steuer macht Fliegen teurer. © PR

Durch die Flugsteuer werden Tickets in Deutschland deutlich teurer - das ändert sich für Passagiere.

Anfang September hat das Kabinett den Gesetzesentwurf zur Flugsteuer verabschiedet. Seitdem werden für alle Flüge ab dem 1. Januar 2011 zwischen acht und 45 Euro je Strecke fällig. "Die Steuer ist Gift für uns. Wir lehnen die Luftverkehrsabgabe entschieden ab", war in den vergangenen Wochen immer wieder von den Airlines und Flughafenbetreibern zu hören. In Europa werde es zu massiven Wettbewerbsverzerrungen kommen, befürchten Kritiker. Doch längst nicht alle sind gegen die Abgabe. "Aus Gründen des Klimaschutzes ist die Steuer absolut gerechtfertigt", sagt Monika Ganseforth, Vorstand des Verkehrsclub Deutschland (VCD). "Eine nach ökologischen Kriterien gestaffelte Ticketabgabe kann auch den längst überfälligen Innovationsschub in der Luftverkehrsbranche auszulösen, um Fliegen umweltverträglicher zu machen." Welche Argumente auch immer für oder gegen die Steuer sprechen, bezahlt werden muss sie ab sofort. Die wichtigsten Fakten zur neuen Abgabe.

Was kostet die Steuer und ab wann wird sie fällig?

Zwar muss die Gesetzesvorlage zur Lufverkehrssteuer im Herbst noch den Bundestag passieren. Bezahlen müssen die Airlines und damit auch die Passagiere die Steuer nach dem Kabinettsbeschluss aber bereits seit dem 1. September. Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air Berlin und Condor haben ihre Buchungsmaschinen mittlerweile umgestellt und leiten die Abgabe direkt an die Fluggäste weiter. Für alle Flüge ab dem 1. Januar 2011 werden acht Euro je Strecke auf innerdeutschen Verbindungen und europäischen Kurzstrecken, 25 Euro für Mittelstrecken wie Ägypten und 45 Euro für Fernflüge fällig. Richtig abkassiert wird also vor allem bei Langstrecken. Für eine vierköpfige Familie betragen die Zusatzkosten für eine USA-Reise also 180 Euro. Wer Pech hat, der muss möglicherweise sogar doppelt zahlen. Passagiere, die zum Beispiel mit Air Berlin von Berlin nach München fliegen und von dort mit einer anderen Airline weiter in die USA, zahlen acht Euro plus 45 Euro, wenn sie zwei Tickets hätten, weil der Reise zwei Rechtsgeschäfte zugrunde liegen.

Welche Ausnahmen gibt es?

Ausgenommen von der Steuer sind Kinder unter zwei Jahren, die im Flieger ohnehin keinen eigenen Platz belegen, Umsteigeflüge vom Ausland ins Ausland und Luftfracht. Und gerade das wird von vielen kritisiert. "Grundsätzlich ist die Flugabgabe sinnvoll", sagt Willi Verhuven, Chef von Deutschlands viertgrößtem Reiseveranstalter Alltours. "Aber der Regierungsentwurf hat gravierende Schwachstellen, denn das Gesetz benachteiligt einseitig Passagierflüge. Das ökologisch sinnvolle Ziel des Klimaschutzes wird verfehlt, weil der Frachtverkehr vollkommen von der Abgabe befreit ist. Die Ozonschicht unterscheidet aber nicht, ob die CO2-Belastung aus einem Fracht- oder Personenflieger kommt."

Was ist mit Meilentickets?

Betroffen von der Steuer sind auch Flugscheine, die auf Meilen gebucht werden. Wie bislang auch, kann der Fluggast selbst entscheiden, ob er einen Prämienflug zum günstigen Meilenwert buchen und die anfallenden Steuern, Gebühren und den Kerosinzuschlag selbst zahlen will. Oder ob er lieber einen kompletten Freiflug inklusive Steuern, Gebühren und Kerosinzuschlag buchen will. Das kostet dann natürlich je nach Entfernung ab einigen hundert bis einigen tausend Meilen mehr.

Wird es weiterhin Schnäppchen-Tickets für wenige Euro geben?

Ja, aber vermutlich weniger als früher. Am härtesten trifft die Abgabe die Billig-Airlines. Sie befürchten, dass gerade preisbewusste Fluggäste die Steuer zum Anlass nehmen könnten, weniger zu fliegen. Dennoch wollen auch Ryanair und Easyjet die Abgabe ganz oder in Teilen an den Kunden weiterreichen. "Bei Sonderangeboten wird Ryanair die Steuern und Gebühren weiterhin übernehmen, um bestimmte Strecken und Preise zu bewerben. Bei regulären Tickets wird der Ticketpreis um den jeweiligen Euro-Betrag erhöht", sagt Henrike Schmidt von Ryanair. Auch Easyjet will weiterhin "sehr günstige" Tickets anbieten. Lufthansa überprüft derzeit noch notwendige Preisanpassungen. "Die beliebten 99-Euro-Tarife für Hin- und Rückflüge zu innerdeutschen und europäischen Destinationen wird es aber auch 2011 geben", sagt Unternehmenssprecher Peter Schneckenleitner.

Muss ich die Steuer auch bei einer Pauschalreise zahlen?

Ja. Auch die Veranstalter werden die Steuer an die Kunden weitergeben. Sie verlangen sogar mehr Geld als in dem vom Kabinett beschlossenen Entwurf vorgesehen. Weil die Steuer für die Reisebüros voll verprovisioniert werden muss und uns ein erheblicher Mehraufwand in der Verwaltung und in den Systemen entsteht, wie es heißt. So erhebt zum Beispiel Marktführer Tui einen Kostenbeitrag für die Luftverkehrssteuer von zehn statt acht Euro auf innerdeutschen und europäischen Kurzstrecken, 28 statt 26 Euro für Mittelstrecken und 50 statt 45 Euro für Fernflüge. Auch Thomas Cook lässt sich den Mehraufwand bezahlen: Der Veranstalter verlangt neun, 28 und 50 Euro. Die meisten anderen Anbieter dürften bald nachziehen.

Bis wann gilt die Steuer?

Eigentlich unbefristet, mindestens jedoch bis 30. Juni 2012. Dann nämlich soll die Regierung dem Bundestag über die Auswirkungen auf die Luftfahrtindustrie und die Einnahmeentwicklung berichten. Experten halten es für durchaus möglich, dass die Steuer wieder abgeschafft wird. Damit würde Deutschland den Niederlanden folgen. Dort war eine ähnliche Abgabe im Juli 2008 eingeführt, im Juli 2009 aber wieder ausgesetzt worden. Steuereinnahmen von 261 Millionen Euro standen einem volkswirtschaftlichen Schaden von mehr als 1,2 Milliarden Euro gegenüber, errechnete das Luftfahrtforschungsinstitut Amsterdam Aviation Economics. Auch in Irland, wo 2009 die so genannte Air Travel Tax eingeführt wurde, könnte die Steuer aufgrund rückläufiger Passagierzahlen und weniger Touristen bald wieder abgeschafft werden. Irland erlebt derzeit den größten Besucherrückgang seit Jahrzehnten. Kritiker sehen als Auslöser dafür auch die Flugsteuer.

Fabian von Poser

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