"Die Kuh muss man füttern"
Ernst Weichselgartner Geschäftsführer der Weichselgartner Immobilien GmbH in München äußert seine Meinung rund um die Regelungen, welche die neue Regierung beschlossen hat.
Die Provision bei Wohnungsvermietungen soll der Auftraggeber und somit der Vermieter bezahlen, zudem soll die Umsetzung von Mieterhöhungen eingeschränkt werden. Was bedeutet dies?
Vorweg möchte ich festhalten, dass offensichtlich immer mehr der Trend zur Planwirtschaft umgesetzt wird. Immer mehr Staat, Regulierungen und Bürokratie. Die Marktwirtschaft und die freie individuale Tätigkeit werden immer mehr eingeschränkt. Weshalb reguliert die neue Regierung aus Ihrer Sicht den Mietwohnungsmarkt? Schon zu Zeiten von OB Kronawitter wurden Wahlen in München durch große Versprechungen an die Mieter gewonnen. Die Konsequenz war, dass u.a. die Versicherungen sich von ihren Wohnanlagen trennten und weitere Investitionen in Mietwohnungen nicht mehr vornahmen. Nun tut sich die SPD offensichtlich schwer konstruktive politische Vorschläge zu machen. Dafür bieten sich wieder einmal die Mieter an.
Was bedeutet dies für den Mietwohnungsmarkt?
Die geplante Mietpolitik ist kurzsichtig und wird langfristig gesehen für die Mieter nicht von Vorteil sein. Diesbezüglich wird ein entscheidender wirtschaftlicher Gedanke unterdrückt: „Die Kuh die man melken will, muss man füttern“. Anders ausgedrückt: Wenn der Wohnungsinvestor „nicht gefüttert wird“ und ihm nur negative Vorgaben gemacht werden, so wird er sich logischerweise einen anderen Futterplatz suchen und nicht in Mietwohnungen investieren. Es ist unschwer nachvollziehbar, dass der Notstand auf dem Mietwohnungsmarkt, der vor allem in München herrscht, nicht durch politische Versprechungen und Regulierungen gelöst werden kann.
Welche Lösungen würden sich anbieten?
Ganz einfach, es müssten mehr Mietwohnungen errichtet werden, aber wer soll dies realisieren? Aufgrund der großen Wahlversprechungen wäre es eigentlich Aufgabe des Staates dies zu übernehmen. Dem ist aber nicht so, im Gegenteil, die Öffentliche Hand verkauft teilweise ihre eigenen Wohnungsbestände. Wer soll Wohnungen bauen? Die Alternative wären Institutionelle Anleger, wie Versicherungen und Investmentgesellschaften. Diese werden sich, wie bereits erwähnt, auf Grund der neuen Mietgesetze noch mehr zurückhalten. Anstatt Investoren abzuschrecken, wäre es besser, diese durch steuerliche Anreize, wie die degressive AfA zu motivieren. Gerade für Lebensversicherungen würden sich jetzt Investitionen in Wohnimmobilien lohnen. Die Rendite von Wohnimmobilien in Höhe von ca. 4 % wäre wesentlich höher, als die sehr niedrige Verzinsung von Staatsanleihen.
Kann man durch bessere Steuerpolitik den Wohnungsbau fördern?
Diese soeben genannte Steuerpolitik widerspricht allerdings den Vorstellungen der neuen politischen Linie. Anstatt Vorteile über Steuern direkt und unkompliziert umzusetzen, erhöht der Staat lieber die Steuern und verteilt oder subventioniert sie dann als gütiger Wohltäter, was nach Abzug von Bürokratie-und Verwaltungskosten übrigbleibt. Wer ist Auftraggeber bezüglich der Mietprovision? Darauf bezogen, dass der Vermieter als Auftraggeber die Provision bezahlen muss, stellt sich die Frage, wer ist der Auftraggeber? Kann nicht auch der Mieter Auftraggeber sein, indem er den Makler beauftragt für ihn eine Wohnung zu suchen? Aus Erfahrung muss man davon ausgehen, dass trotz der neuen Gesetzeslage Mietinteressenten versuchen werden auf die Vergabe der Wohnung durch finanzielle Zuwendungen einzuwirken. Indirekt entstehen für begüterte oder gewiefte Mietinteressenten weitere Vorteile.
Fallen für alle Mietwohnungen Provisionen an?
Sehr viele Wohnungen werden bereits ohne Provision angeboten. Wir können feststellen, dass die Vermietung von Wohnungen, für die Provision verlangt wird, nicht so ohne weiteres umsetzbar ist. Teilweise setzt man sich bereits mit dem Gedanken auseinander, dass eine Monatsmiete der Vermieter übernimmt. Dies ist Marktwirtschaft. Davon abgesehen ist der Notstand an Mietwohnungen in München, auf die derzeit übermäßig hohe Zuzugsrate zurückzuführen. Diese wird nicht immer in dieser Form bestehen.
Weshalb trifft es Immobilienmakler?
Unverkennbar ist, dass nicht nur Mieter ein dankbares Thema im Wahlkampf sind, auch Immobilienmakler gehören dazu. Die Dienstleistung des Immobilienmaklers wird durch die vorgesehene Gesetzgebung offensichtlich wieder in Frage gestellt und dadurch die bestehende Voreingenommenheit bestärkt. Sinnvoller wäre es, endlich dem Beruf des Immobilienmaklers klare Vorgaben zu machen, um unqualifizierten Maklern die Tätigkeit zu verwehren. Dies ist aber wahlpolitisch nicht relevant und mit mehr Aufwand verbunden. Fazit: Der Faktor Deregulierung war einmal ein großes Thema. Dies kann man getrost in die vielen „leeren Versprechungen“ unserer Politiker einordnen. Egal welche Partei, im Endeffekt geht es weniger um sachliche Politik, sondern darum, die Wahlen zu gewinnen.
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