Wohnungsmarkt: Die Kluft wird immer größer

15 Euro in München, vier Euro im Fichtelgebirge: In den Großstädten steigen die Mieten weiter, auf dem Land sind Wohnungen günstig. Hier wie dort schafft das große Probleme.
von  bf, oz
Weil nicht genügend Bauland in den Metropolen verfügbar ist, hapert es beim Neubau von Wohnungen.
Weil nicht genügend Bauland in den Metropolen verfügbar ist, hapert es beim Neubau von Wohnungen. © dpa

Für Mieter und Wohnungskäufer zerfällt Deutschland immer mehr in zwei Welten. In Groß- und Uni-Städten stiegen Preise und Mieten im ersten Halbjahr unvermindert weiter, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung gestern mitteilte. In Kleinstädten abseits der Ballungsräume drohen dagegen Preisrückgänge.

Die Wohnungs- und Immobilienmärkte unterschieden sich immer mehr, sagt Direktor Harald Herrmann.

Was sind die Folgen des Preisverfalls auf dem Land? Die öffentliche Diskussion konzentriere sich auf die Großstädte, meint Herrmann. Jedoch: "Außerhalb dieser Regionen kommen statistisch gesehen auf eine wachsende Gemeinde vier schrumpfende." Herrmann warnt: "Die sozialen Folgen von Schrumpfung und Preisverfall können gravierend sein." Für viele Menschen sei das eigene Haus oder die Wohnung Teil der Altersvorsorge. Allerdings beobachtet das Institut, dass der Leerstand zunimmt – nach den aktuellsten Zahlen von 2014 ist jede 20. Wohnung unbewohnt.

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Was sind die Ursachen dafür? Vor allem der Drang in die Städte, wohin vor allem junge Leute für Studium, Ausbildung und Arbeit zögen. Dorthin ziehe es auch Zuwanderer aus der EU und aus Ländern jenseits der Gemeinschaft. Die Angebotsmieten in München, Frankfurt am Main, Stuttgart und Ingolstadt stiegen im ersten Halbjahr nochmals um mehr als sechs Prozent.

Wie groß sind die Preisunterschieden? Während in Wunsiedel im bayerischen Fichtelgebirge Wohnungen durchschnittlich für 4,24 Euro Kaltmiete je Quadratmeter angeboten werden, sind es in München 15,52 Euro. Noch größer sind die bundesweiten Unterschiede beim Bauland: Häuslebauer müssten in München mit bis zu 1200 Euro je Quadratmeter bis zu 100 Mal so viel für einen Bauplatz bezahlen wie in Teilen Ostdeutschlands. Das geht aus dem Bericht "Wohnungs- und Immobilienmärkte in Deutschland 2016" hervor, den das Institut in Berlin vorstellte.

Wie viele neue Wohnung sind dem Bericht zufolge nötig? 400 000 pro Jahr, vor allem im günstigen Segment. "In den wachsenden Städten gehen Wohnungsengpässe zunehmend mit Verdrängung einher", begründet Herrmann. Der Neubau kommt aber trotz steigender Genehmigungszahlen nicht schnell genug voran, weil nicht genügend Bauland verfügbar ist.

Gibt es Alternativen für die Bauherren? In der Tat. Viele sehen sich im Umland um, wo die Genehmigungszahlen zulegten. Die "Speckgürtel" der Städte wuchsen. Dort werden nicht nur Einfamilienhäuser, sondern auch mehr Wohnungen gebaut.

Es sei noch zu früh, die 2015 eingeführte Mietpreisbremse für gescheitert zu erklären, sagt Herrmann. Dafür seien weitere Studien nötig.

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