Weniger Unkraut- und Schädlingsgift auf deutschen Äckern

Im vergangenen Jahr setzten Deutschlands Landwirte so wenig Pestizide ein wie seit 20 Jahren nicht. Die Agrarministerin ist zufrieden. Doch Umweltschützer geben keine Entwarnung.
dpa |
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Blaue Kornblumen blühen auf einem Feld auf der Ostseeinsel Usedom in einem Getreideacker.
Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/dpa Blaue Kornblumen blühen auf einem Feld auf der Ostseeinsel Usedom in einem Getreideacker.

Berlin - Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf deutschen Äckern geht weiter zurück. Wie Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch in Berlin mitteilte, sank die verkaufte Menge von Unkraut- und Schädlingsvernichtern im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Wert der vergangenen 20 Jahre.

Im Vergleich zu 2018 nahm er um 6,7 Prozent ab. Klöckner sprach von einem Erfolg, betonte allerdings auch: "Ohne Pflanzenschutzmittel wird es nicht funktionieren." Um Ernten zu sichern, müssten die Pflanzen vor Schädlingen und Pilzen geschützt werden.

Neben der trockenen Witterung, die die Entwicklung begünstigt habe, nannte Klöckner weitere Gründe für den anhaltenden Rückgang: Die Züchtung von widerstandsfähigeren Pflanzen, den verstärkten Einsatz von biologischen und nicht-chemischen Alternativen, präzisere Anwendung durch technischen Fortschritt und Digitalisierung sowie ein verändertes Bewusstsein der Landwirte.

Das Umweltbundesamt schätzt die Lage weniger optimistisch ein. "Ob sich tatsächlich ein Trend zu weniger Pestiziden auf den Feldern abzeichnet, wird sich angesichts der von Jahr zu Jahr schwankenden Absatzzahlen erst noch erweisen müssen", sagte der Präsident der Behörde, Dirk Messner. "Auf jeden Fall sehen wir immer noch einen Absatz auf sehr hohem Niveau, auch im Vergleich zu vielen anderen Mitgliedstaaten der EU." Die bisherigen Maßnahmen reichten nicht. "Die aktuellen Daten zum Inlandsabsatz können deshalb nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Landwirtschaft sich noch kaum in Richtung ökologischer Nachhaltigkeit entwickelt hat", sagte Messner.

Auch die Umweltverbände gaben keine Entwarnung. "Die vergangenen beiden Sommer waren heiß und trocken. Daraus ergibt sich eine geringere Nachfrage nach chemischen Pflanzenschutzmitteln", sagte BUND-Chef Olaf Bandt. Auch Greenpeace-Agrarexpertin Christiane Huxdorff mahnte: "Dieser Effekt wird aber verpuffen, sobald wir wieder ein regenreicheres Jahr haben, dann werden auch wieder mehr Schädlinge und Ackerunkräuter auftreten."

Das sieht der Deutsche Bauernverband anders: Der Rückgang belege, "dass wir auf einem guten Weg sind, Pflanzenschutzmittel gezielter und effizienter einzusetzen", sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied. Pflanzenschutz sei notwendig, um Ernten und Qualitäten abzusichern und Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Eine pauschale Reduktion des Einsatzes, wie von Teilen der Politik gefordert, sei "unsinnig und auch unnötig".

© dpa-infocom, dpa:200812-99-141920/3

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