Soli-Zuschlag für den Fußball?

Hat Honeß Recht oder ist das Ganze ein Ein marktwirtschaftlicher Witz? Die AZ-Redakteure Robert Braunmüller und Jochen Schlosser über den Vorschlag von Uli Hoeneß.
von  Abendzeitung

Hat Honeß Recht oder ist das Ganze ein Ein marktwirtschaftlicher Witz? Die AZ-Redakteure Robert Braunmüller und Jochen Schlosser über den Vorschlag von Uli Hoeneß.

Hoeneß hat Recht

Die Staatsoper wird doch auch vom Steuerzahler unterstützt, damit da keine Gurkentruppe singt und Normalverdiener zu halbwegs tragbaren Preisen musikalischer Wonnen teilhaftig werden. Sportfans reden uns Opernnarren gern ein schlechtes Gewissen ein, weil unterhaltende Leibesübungen nicht vom Steuerzahler alimentiert werden. Dass der die Polizeieinsätze zahlt, wird gern vergessen.

Doch genug damit! So lange jedermann für Kunst zahlt, die er scheußlich finden würde, wenn er sie denn ansähe, muss das Gekicke unbedingt auch unterstützt werden. Kultursubventionen sind ohnehin nur ein Relikt aus monarchischen Zeiten. Früher, bei den alten Römern, waren Sport und Kultur im Kolosseum eins – und zwar bei freiem Eintritt! Und im antiken Athen bekam man Diäten für den Besuch der Tragödie. Zur Beruhigung der möglicherweise rebellionslustigen Massen taugte beides. Deshalb: Hoeneß hat Recht, her mit der Fußball-Subvention!

Ein marktwirtschaftlicher Witz

Zugegeben, der wunderbare Triumph von Mailand, der letzte Champions-League-Titel des FC Bayern, liegt bald acht Jahre zurück. Da kann man als Manager schon ungeduldig werden. Nun soll’s, wird Uli Hoeneß’ Traum Realität, der Gebührenzahler richten. Schließlich weigert sich der geizige deutsche Fußball-Fan konsequent, dem Unterhaltungsbetrieb Profi-Fußball via Pay-TV sein Geld zu geben. Funktioniert einfach nicht! Frag’ nach bei den Verlust-Experten von „Premiere“!

Also träumt Hoeneß von einer öffentlich-rechtlichen Zwangsabgabe. Für die Liga und den FC Bayern, der Millionengewinne macht. Ein marktwirtschaftlicher Witz. Hoeneß geißelt Tag um Tag den Gehaltswahnsinn im Spitzenfußball. Er freut sich, dass wegen der Finanzkrise viele Rivalen – trotz üppiger TV-Gelder – vor dem Ruin stehen. Er glaubt, dass die Maßlosigkeit endet. Und nun will er selbst Gebühren-Millionen? Um den überhitzten Markt künstlich am Leben zu erhalten? Na, bravo.

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