Sinkende Ölpreise drücken Inflation in Deutschland
Wiesbaden - Der Preisrutsch bei Öl hat die Inflation in Deutschland im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 2009 gedrückt. Auf Jahressicht erhöhten sich die Verbraucherpreise um 0,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Eine niedrigere Teuerungsrate gab es zuletzt 2009 mit 0,3 Prozent. Damit bestätigte die Wiesbadener Behörde ihre erste Schätzung von Anfang Januar.
Seit Jahren ist die Inflation in Deutschland rückläufig: 2011 waren es 2,1 Prozent, 2012 dann 2,0 Prozent, 2013 schließlich 1,5 Prozent. Der Rückgang stärkt tendenziell die Kaufkraft der Verbraucher.
Im vergangenen Jahr dämpften vor allem stark sinkende Ölpreise die Teuerung. Für Heizöl mussten Verbraucher 7,8 Prozent weniger zahlen als ein Jahr zuvor, auch Tanken wurde billiger: Kraftstoffpreise verringerte sich um 4,4 Prozent.
Weil sich auch die Preise für andere Energieprodukte in der Summe moderat entwickelten, verbilligte sich Energie insgesamt um 2,1 Prozent. Während Umlagen für Zentralheizung und Fernwärme um 1,3 Prozent zurückgingen, verteuerte sich Strom um 1,9 Prozent.
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Über der Gesamtteuerung lagen im Jahresdurchschnitt die Nahrungsmittelpreise, die gegenüber 2013 um 1,0 Prozent stiegen. Spürbar teurer waren Molkereiprodukte (plus 7,9 Prozent), günstiger wurde vor allem Gemüse (minus 3,4 Prozent).
Im Dezember lag die Teuerung nur noch bei geringen 0,2 Prozent nach 0,6 Prozent im November und jeweils 0,8 Prozent von Juli bis Oktober 2014. Damit erreichte die Rate auf Monatssicht den tiefsten Stand seit Oktober 2009 (0,0 Prozent). Von November auf Dezember 2014 stagnierten die Verbraucherpreise.
Der zum Zweck der Vergleichbarkeit in Europa berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Deutschland lag für das Gesamtjahr bei 0,8 Prozent. Für Dezember ermittelten die Statistiker 0,1 Prozent. Somit habe der Wert "das gesamte Jahr deutlich unter der für die Geldpolitik wichtigen Zwei-Prozent-Marke" gelegen.
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Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig ein stabiles Preisniveau bei Inflationsraten knapp unter 2,0 Prozent an. Sinkende Preise über einen längeren Zeitraum gelten als Gefahr für die Konjunktur, weil Verbraucher und Unternehmen auf weiteren Preisverfall spekulieren könnten und dann Anschaffungen und Investitionen aufschieben könnten. Die Sorgen vor einer solchen Deflation - einer Abwärtsspirale aus rückläufigen Preisen und schrumpfender Wirtschaft - halten sich seit Monaten.