Schicksals-Jahr
Seehofer als Doppel-Herkules - das wäre kein Segen. Die Landtagskorrespondentin Angela Böhm über den Machtkampf bei der CSU.
Für die CSU geht es jetzt um ihr Schicksal. Das aber scheint die Partei selbst immer noch nicht gemerkt zu haben.Wie in einem Kaleidoskop wirbelt es die schwarze Truppe durcheinander – mit einem Unterschied: In dem Kinderspielzeug ordnen sich die bunten Kristalle nach jedem Durchschütteln wieder selbst zu einem Bild.
Dabei wird sich schon im nächsten Jahr die Zukunft und der Einfluss der Partei, die sich bisher für unbesiegbar hielt, weit über Bayern hinaus entscheiden: Sie muss 2009 die Bundestags- und Europawahl gewinnen. Eine Herkulesaufgabe, in die der CSU-Chef und Spitzenkandidat seine volle Kraft stecken muss. Denn in zwölf Monaten werden sich die Schwarzen noch nicht von ihrem Wahldesaster in Bayern erholt und die Wähler wieder besänftigt haben.
In Bayern selbst wartet auf die CSU auch eine Herkules- Aufgabe: Sie muss in eine komplizierte Koalitionsregierung, von der sie noch keine Ahnung und mit der sie vor allem überhaupt keine Erfahrung hat. Der bayerische Ministerpräsident ist also vor allem daheim in München gefragt, muss Gespräche führen und im neuen bunten Landtag die Positionen austarieren.
Die Leichtigkeit des Seins von Edmund Stoiber, der tun und lassen konnte, was er wollte, ist Geschichte. Jetzt muss die CSU schwer arbeiten. Das alles auf die Schultern eines Mannes zu bürden, wäre für einen Neuanfang bereits ein entscheidender Fehler. Seehofer als doppelter Herkules – Stoiber und ihm mag das ja gefallen.
Zum Segen der Bayern und der CSU aber wäre es nicht.