Pro? Kontra? Beides!

Warum soll ich für etwas sein und nicht gleichzeitig dagegen? Frank Müller, AZ-Politikchef, über wandlungsfähige Politiker
von  Abendzeitung
Der AZ-Politikchef Frank Müller.
Der AZ-Politikchef Frank Müller. © az

Warum soll ich für etwas sein und nicht gleichzeitig dagegen? Frank Müller, AZ-Politikchef, über wandlungsfähige Politiker

Zu den beliebtesten Erfolgsrezepten in der Politik gehört die Kunst der integrierten Dialektik. Zu Deutsch: Warum soll ich mich für Pro oder Kontra entscheiden, wenn ich auch beides schaffe? Wir Bayern haben hier jahrzehntelange Vorarbeit der CSU vorzuweisen. Die vormalige Staats- und Volkspartei ernährte ihre Mandatsträger jahrzehntelang durch ein klares Prinzip: In Berlin dafür, in München dagegen. Oder auch anders herum.

Wie es scheint, wird diese Praxis jetzt bundesweit salonfähig. Etwa in Stuttgart: Da schafft es die SPD problemlos, den neuen Hauptbahnhof Stuttgart 21 zu beschließen – um danach dagegen zu sein. Auf den umgekehrten Weg bereiten sich gerade die Grünen vor: Sie protestieren gegen das Projekt – um demnächst die Landesregierung zu übernehmen und den Bau weiterzuführen.

Dabei haben die Münchner Grünen übrigens lange Jahre erfolgreich vorgearbeitet: mit einer klaren Politik gegen Flughafen-, Messe- und Autobahnbau in einer Koalition mit Christian Ude, der ungerührt alle Großprojekte vorantrieb. Höhepunkt dieser Entwicklung wird sein, wenn ein Grünen- Bürgermeister die Münchner Olympischen Spiele von 2018 eröffnet.

Marktführer momentan ist jedoch die Union, die zwar so heißt, aber keine ist: Für und gegen Integration, für und gegen Zuwanderung, für Merkel, aber auch für Guttenberg und vor allem für und gegen Seehofer zugleich. Alles klar!

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