Nur Verlierer
Aufräumen und neu anfangen – so teuer das auch sein mag. AZ-Redakteurin Susanne Stephan über die Griechenland-Debatte.
Die Griechenland-Krise kennt keine Gewinner: Nicht Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble, die jetzt wenigstens den Anschein erwecken müssen, als würden sie zaudern, Hilfen für das marode Land zu gewähren. Nicht die FDP, deren ohnehin schon brüchiges Steuerkonzept unter der neuen Schuldenlast endgültig zerbröselt und die nur noch mit empörtem Krisen-Geplärr dagegenhalten kann. Nicht die Sozialdemokraten und die Grünen, die in den vergangenen Wochen ein bisschen zu schrill schnelle Hilfe für Griechenland anmahnten, als sei das Land Opfer fremder imperialistischer Mächte geworden und nicht an der Unfähigkeit der eigenen Politiker-Kaste gescheitert. Nicht die CSU, die sich mit ihrer Forderung nach einem mehr oder minder sanftem Rausschmiss der Griechen aus der Währungsunion als finanzpolitische Harakiri-Fraktion outet.
Die Wahrheit ist: Wo Betrüger am Werk waren und unbehelligt Bilanzen fälschten, bleibt am Ende nichts übrig, als aufzuräumen und neu anzufangen, so teuer dies sein mag. Ein Ausschluss Griechenlands aus der Währungsunion hieße, dass als Nächstes Portugal und Spanien ins Visier der Finanzmärkte geraten würden, die mal eben antesten könnten, ob deren Schulden nicht auch für einen Rauswurf reichen.
Das können wir uns nicht leisten, und deswegen müssen wir in den sauren Solidaritäts-Apfel beißen. So ist es eben in einer Union – sie macht ihre Mitglieder stark, aber sie verlangt Unterstützung auch in Notsituationen, die durch eigenes Verschulden entstanden sind.
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