Neue Bahnchefin: "Wir drehen den Konzern auf links"

Evelyn Palla krempelt die Deutsche Bahn um: Mehr Macht für Mitarbeitende vor Ort, weniger Bürokratie – und Schluss mit schmuddeligen Zügen. Was das für das Management und Reisende bedeutet.
André Stahl und Thomas Kaufner, dpa |
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Es müsse alles anders gemacht werden als früher, sagt die neue Bahn-Chefin Palla. (Archivbild)
Es müsse alles anders gemacht werden als früher, sagt die neue Bahn-Chefin Palla. (Archivbild) © Christoph Soeder/dpa Pool/dpa
Berlin

Die neue Chefin der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, will den Konzern komplett umbauen und die Qualität des bundeseigenen Unternehmens so deutlich verbessern. "Wir drehen den Konzern auf links: Ich setze auf einen kompletten Neuanfang", sagte Palla der "Bild am Sonntag". "Dafür müssen wir alles anders machen als vorher." Bahnkunden bitte sie aber auch um Geduld.

Erste Frau am Steuer des bundeseigenen Konzerns

Mit der gebürtigen Südtirolerin steht erstmals eine Frau an der Spitze des bundeseigenen Bahn-Konzerns. Am 1. Oktober hatte sie den Posten von Richard Lutz übernommen, der den Konzern fast acht Jahre lang führte, zuletzt aber keine Trendwende mehr einleiten konnte. Von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hat sie mit der neuen Bahn-Strategie des Bundes klare Vorgaben ins Aufgabenheft bekommen: Der Fokus liegt darin auf mehr Zuverlässigkeit, mehr Sicherheit und mehr Sauberkeit. Mit drei Sofortprogrammen soll zum Beispiel schon im kommenden Jahr der Komfort für Reisende im Fernverkehr verbessert werden. 

Modernisierung der Bahn ist ein Marathon

Viele unzufriedene Bahnkunden dürften sehnlichst auf Erfolge bei der Sanierung des Unternehmens hoffen. Im ersten Halbjahr war beispielsweise mehr als ein Drittel der Fernzüge der Bahn unpünktlich unterwegs. "Leider müssen wir unsere Kundinnen und Kunden um Geduld bitten", sagte sie allerdings der "Bild am Sonntag". "Die Modernisierung der Bahn ist ein Marathon, kein Sprint."

Schmutzige Züge, schmuddelige Bahnhöfe und geschlossene, defekte Bordbistros soll es nach ihren Worten in Zukunft nicht mehr geben: "Unsere Züge und Bahnhöfe sind unsere Visitenkarte. Das Ziel ist ganz klar: Ich werde mich um mehr Sauberkeit und Komfort kümmern. Es soll in den Zügen einfach so angenehm wie möglich sein." Für Bahnkunden soll es einen digitalen "Baustellen-Melder" geben, um die Reise besser planen zu können.

Das selbstgesteckte Pünktlichkeitsziel von 65 bis 70 Prozent im laufenden Jahr wird die Bahn eigenen Angaben zufolge aller Voraussicht nach verfehlen. Minister Schnieder hatte dieses Ziel jüngst ohnehin als realitätsfern und unerreichbar kritisiert. Das Ziel des Bundes sieht nun eine Pünktlichkeit von mindestens 70 Prozent erst für Ende 2029 vor. Neben Vandalismus und Sabotageakten sind vor allem die marode Infrastruktur und das umfangreiche Baugeschehen ursächlich für Verspätungen.

Mit umfangreichen Generalsanierungen sollen bis 2036 rund 40 besonders wichtige und hochbelastete Strecken grundlegend modernisiert werden. Die Bahn erhofft sich danach deutlich weniger Störungen auf den Strecken und damit einen zuverlässigeren Betrieb.

Weniger Bürokratie in der Verwaltung

Palla kündigte auch Veränderungen für die Chefetage und Top-Manager an: "Mein Anspruch ist, weniger Bürokratie bei der Bahn und deutlich mehr Raum für Macherinnen und Macher zu schaffen. Entscheidungen werden zukünftig dort getroffen, wo die Verantwortung liegt, und nicht drei Etagen höher." Sie werde "jeden Job auf den Mehrwert für unsere Kunden" überprüfen. "Die Verwaltung muss dem Eisenbahner dienen." Die "Macher vor Ort" sollen demnach künftig die Entscheider im Unternehmen sein. "Sie sind das Rückgrat unseres Unternehmens. Auch sie verdienen einen Neuanfang."

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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