Negativzinsen der EZB belasten die Rentenkasse
Frankfurt am Main - Die schon seit Jahren mickrigen Zinsen machen nicht nur Kleinsparern zu schaffen. Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) belastet auch die Rentenversicherung und andere Sozialkassen. Sie müssen für Anlagen teils Zinsen zahlen, statt etwas zu bekommen - wie andere Finanzakteure auch. So wies die gesetzliche Rentenversicherung für 2017 negative Vermögenserträge von 49 Millionen Euro aus, wie das "Handelsblatt" berichtete. Die Finanzierung der Renten sei aber definitiv nicht gefährdet, hieß gestern unter Verweis auf milliardenschwere Rücklagen.
Aus der Politik wurden Rufe laut, Sozialversicherungen lukrativere Geldanlagen zu ermöglichen. Die Rentenversicherung trifft die EZB-Geldpolitik stark, da sie das Geld sehr konservativ anlegen muss.
"Auch Anlagen in Immobilien sollten möglich sein"
Für das laufende Jahr rechnet die Rentenversicherung mit einem negativen Wert in ähnlicher Höhe wie 2017. Im Wesentlichen finanziert sich die Rentenversicherung aber nicht über Finanzerträge - sondern über Beiträge von jährlich 200 Milliarden Euro sowie über staatliche Zuschüsse. Dank der guten Konjunktur füllen sich die Reserven derzeit weiter. Bis Jahresende dürfte die Rücklage auf 34,8 Milliarden Euro wachsen.
Der Unions-Sozialexperte Peter Weiß (CDU) forderte mehr Freiheit bei der Geldanlage für die Sozialversicherungen. "Auch Anlagen in Immobilien sollten möglich sein", sagte er der Funke Mediengruppe. Der rentenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Matthias Birkwald, forderte ein "Gesetz zur Abschaffung der Negativzinsen für Sozialversicherungen".
Auch andere Sozialkassen haben Probleme. Betroffen seien auch die gesetzlichen Krankenkassen. "Allein im ersten Halbjahr sind in der AOK-Gemeinschaft sechs Millionen Euro an Negativzinsen angefallen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet dies eine Zunahme um 25 Prozent", sagte der Chef des Finanzmanagements beim Bundesverband der AOK, Andreas Grein.