Münchner Theater
Der AZ-Kulturchef Volker Isfort über die Zukunft des Deutschen Theaters
München ist einzigartig. Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es ein städtisch geführtes Unterhaltungstheater ohne eigenes Ensemble mit wechselnden Gastspielen. Seltsam eigentlich, dass häufig die Kritik am Deutschen Theater überwiegt und nicht der Stolz darüber, ein über 100 Jahre altes Traditionshaus zu haben, das immer noch weit über 200 000 Besucher jährlich anzieht.
Doch die Kritiker finden immer neue Argumente gegen die Institution, die nun aufgrund von Sanierungsverzögerungen im Stammhaus in der Schwanthaler Straße mit einigen Millionen Euro gerettet werden muss. Sie verweisen auf andere Städte, wo private Betreiber mit Musicalpalästen den Städtetourismus ankurbeln. Dies wird in München übrigens gar nicht durch das Deutsche Theater verhindert, sondern durch den aberwitzig teuren Immobilienmarkt. Auch bieten diese Häuser für die Rentabilität über Jahre dasselbe Stück, während im Deutschen Theater keine Produktion länger als zwei Wochen gespielt wird.
Vielleicht sollten die Freunde der kulturellen Privatisierung auch Folgendes berechnen: Bei jährlich 1,7 Millionen Euro Zuschuss und zuletzt 220 000 Besuchern unterstützen die Steuerzahler jedes verkaufte Ticket imDeutschen Theater mit nicht einmal acht Euro. Auch wenn der Vergleich hinkt: Bei den drei Münchner Staatstheatern wächst diese Zahl auf über 100 Euro. Diese will aber – glücklicherweise – nicht einmal die FDP schließen.
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