Magerkur für Banker

Die Regierung will die Gehälter der Manager kappen. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gibt sich bescheiden: Auf ein paar Millionen seiner Vergütung will er im Jahr 2008 verzichten.
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FRANKFURT/MAIN - Die Regierung will die Gehälter der Manager kappen. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gibt sich bescheiden: Auf ein paar Millionen seiner Vergütung will er im Jahr 2008 verzichten.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verzichtet. Nicht auf sein ganzes Gehalt natürlich. Aber seinen Erfolgs-Bonus will er, nachdem heuer das Image der Bankmanager so schlecht ist wie schon lange nicht mehr, nicht annehmen – „zugunsten verdienter Mitarbeiter, die das Geld nötiger haben als ich“. Wie hoch der Bonus ist? Das weiß Ackermann, der 2007 insgesamt 14 Millionen Euro kassierte, selbst nicht. Aber „es geht um einige Millionen“, sagte er zu „Bild am Sonntag“.

Nur 500000 Euro im Jahr, also doppelt soviel wie Bundeskanzlerin Angela Merkel – das wäre Ackermann aber vermutlich doch zu wenig. Eine halbe Million im Jahr käme für ihn einer 96-prozentigen Gehaltskürzung gleich. Drohen würde ihm das aber nur, wenn seine Bank in die Verlegenheit käme, das Rettungspaket der Bundesregierung in Anspruch zu nehmen. Am Freitag soll es der Bundestag beschließen. Dann, so die Pläne, müssen auch die Manager der betroffenen Geldinstitute damit rechnen, dass ihnen die Gehälter gekappt werden: 500000 Euro will Bundesfinanzminister Peer Steinbrück als Obergrenze.

Er stößt damit auf immer mehr Zustimmung. Die Union findet die Idee gut. Die Bevölkerung auch: Fast jeder zweite Deutsche glaubt, eine halbe Million Euro im Jahr sei genug für die Chef-Banker. Und auch Experten unterstützen den Vorstoß: „Wenn Manager Hilfe vom Staat annehmen, müssen sie ihn auch mitreden lassen“, sagt Klaus Fleischer, Bank-Professor an der Hochschule München.

Offen ist, welche Banker sich auf den Deal einlassen. Sprich: Die staatliche Hilfe überhaupt annehmen. „Das macht nur, wer bis zur Halskrause im Wasser steht“, meint Wolfgang Gerke, Chef des Bayerischen Finanzzentrums. Einige Experten warnen daher bereits: Die Gehaltsbeschränkung könnte den Erfolg des Rettungpakets gefährden. Klaus Fleischer glaubt das nicht: „Ein Manager, der notwendige Hilfe verweigert, handelt grob fahrlässig – und muss dann haften.“

Kandidaten für die Staatshilfe sind am ehesten die von der Krise gebeutelten Landesbanken. Auch deren Chefs würde eine Deckelung der Gehälter empfindlich treffen. So verdienten die sechs Vorstände der BayernLB im Jahr 2007 zusammen gut 6 Millionen Euro. BayernLB-Chef Michael Kemmer dürfte – ähnlich wie sein Vorgänger Werner Schmidt – etwa 1,5 Millionen Euro beziehen. Auch die Commerzbank will das Paket der Regierung prüfen. Für Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller käme eine halbe Million Euro einer Gehaltskürzung von 80 Prozent gleich.

Abzuwarten bleibt, ob die jetzige Diskussion über Gehaltsgrenzen auch auf andere Manager-Gehälter abfärbt. „Wir hoffen das“, heißt es bei der Gewerkschaft Verdi. Klaus Fleischer glaubt: Auch in Banken, die das Rettungspaket nicht benötigen, werden die Aufsichtsräte bei der Genehmigung der Chef-Bezüge genauer hinschauen. aja

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