Kniefall vor Rauchern
Erste Priorität im Freistaat: Freiheit für Glimmstängel! Angela Böhm über die CSU und das Rauchverbot.
Jetzt wissen wir, was für den Freistaat das Allerwichtigste ist. Was unsere neue Regierung als Allererstes anpacken muss. Nein! Es sind nicht die fehlenden Krippenplätze und Ganztagsschulen, die jungen Familien das Leben schwer machen. Nein! Es ist auch nicht der Lehrermangel, der Eltern und Schüler verzweifeln lässt. Nein! Es sind auch nicht die explodierenden Energiekosten, die unsere Geldbeutel leeren. Oder die drohende Weltwirtschaftskrise. Ja! Es ist das Rauchverbot!
Um dessen Lockerung der designierte Ministerpräsident Horst Seehofer und sein Innenminister Joachim Herrmann sich gleich kümmern. Dabei war das bayerische Rauchverbot für die Bundesverfassungsrichter vorbildhaft. Jetzt propagieren Seehofer und Herrmann aber lieber wieder den Grundsatz: „Leben und leben lassen.“
Dabei geht’s beim Rauchen ja vor allem um „Leben lassen“. Was für Beckstein seine zwei Maß sind, ist für Seehofer die Freiheit für die Glimmstängel. Dabei müsste er, der langjährige Gesundheitsminister, doch wissen: 3300 Nichtraucher sterben jährlich am unfreiwilligen Tabakkonsum. Die Verkehrstoten durch Alkohol am Steuer sind dagegen marginal. Aber das ist der CSU nun völlig wurscht.
Jahrzehntelang hat sie am Aschermittwoch gepredigt, dass sie sich nur vor dem Kreuz beugt. Jetzt erklärt sich, wie das gemeint ist. Sie geht vor den Rauchern in die Knie. Weil die ihr am Wahlsonntag ihr Kreuz verweigert haben. Dabei vergessen Seehofer und Herrmann eins. Die Raucher können sie damit besänftigen. Aber die Nichtraucher, das sind die mehreren!
Die Autorin ist Landtagskorrespondentin der Abendzeitung
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