Klasse statt Masse
AZ-Redakteurin Angelika Kahl über die Gebühren für ARD und ZDF
Pay-TV in Deutschland? Eine einzigartige Erfolgsgeschichte! Mehr als 33 Millionen Fernsehzuschauer zahlen jeden Monat 17,98 Euro für die Angebote von ARD und ZDF. Wer braucht da noch den Bezahlsender Sky? Dazu gibt’s auch noch staatliches Pay-Radio und Pay-Internet, seit knapp zwei Jahren ist ja jeder mit einem internetfähigen Gerät Zwangsabonnent des öffentlich-rechtlichen Angebots.
Allerdings gibt es auch nirgends auf der Welt so ein umfangreiches öffentlich-rechtliches Programm wie in Deutschland. Natürlich, nicht alles ist sinnvoll, was ARD und ZDF da mit den sieben Milliarden Euro Gebührengeldern treiben – vor allem dann nicht, wenn sie mit immer mehr Angeboten, auch im Internet, die private Konkurrenz bedrängen wollen. RTL, ProSieben und Sat1 zu kopieren zu wollen, geht sowieso meistens schief: Das Erste braucht keinen Bruce Darnell und Thomas Gottschalk keine Ekelwette mit Hundekot.
Politische Runden, Dokumentationen, Reportagen, die Rundfunkorchester – das ist öffentlich-rechtlicher Auftrag. Und darauf sollte man sich auch im Hauptprogramm wieder mehr besinnen. Dann darf zwischendurch auch mal das ZDF-„Traumschiff“ durch seichtes Gewässer schippern.
Wichtiger als das politische Ringen um jeden Cent der nächsten Gebührenerhöhung ist eine klare Vorgabe für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Nicht die schleichende und kostenintensive Ausweitung des Angebots kann das Ziel sein, sondern die sinnvolle Nutzung der bereits zur Verfügung stehenden Kanäle.