Keine harmlose Show
Nimmt das ZDF bei der Quotenjagd das Risiko in Kauf? Ponkie, die Fernseh-Kritikerin der AZ, über das Unglück bei „Wetten, dass“
„Es war nicht mehr heiter", sagte Thomas Gottschalk nach dem schweren Unfall bei „Wetten, dass...?“ – und brach die Sendung ab. Die einzig richtige Entscheidung. Tätowierungen als Wetteinsatz und 100 Nikoläuse in Badehose auf Skiern am Rheinufer wären danach nicht mehr lustig gewesen.
Seit Urzeiten werden bei der Familien-Samstagsshow von dem hochbegabten Kindergarten-Onkel Gottschalk allerlei alberne Wetten mit Jux und Musik eingerahmt, und man kriegt vorgeführt, wie ehrgeizige Stammtischgemeinschaften ihre Lastwagen auf ungekochten hochgestellten Makkaroninudeln ausbalancieren oder so viele Kerzen auf einen Sitz ausblasen, wie in einer Zirkusarena Platz haben.
Doch der sensationsgierige Zuschauer braucht, wie wir wissen, immer noch einen extra Kick – irgendein Kopf im Haifischmaul oder ein Sprung vom Zehnmeterbrett möchte schon sein. Bis jetzt. In Zukunft wird das ZDF derartigen Nervenbibber-Nummern (Griff in den Giftschlangenkorb oder S-Bahn-Surfen im Frack) wohl einen Riegel vorschieben. Und die Show-Aufpasser sollten unbedingt „Stop!" schreien, wenn wieder mal ein tollkühner Heldendarsteller als Gleitflieger vom Wendelstein hüpfen will.
Der junge Mann mit den Sprungfeder-Schuhen, so nehmen wir an, war sich als volljähriger Bürger seiner Eigenverantwortung bewusst. Trotzdem muss sich das ZDF den Vorwurf gefallen lassen, bei der Jagd nach Quoten fahrlässig die Gesundheit eines Kandidaten aufs Spiel gesetzt zu haben.
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