Kandidaten-Drama

Die SPD verpasst den angekündigten Generationswechsel. Der Rathaus-Reporter Willi Bock über die Suche nach einem OB-Kandidaten.

Man hat es ja noch genau im Ohr: Erst wollte er nach 15 Dienstjahren unbedingt in den Ruhestand. Dann kippte er um – und Christian Ude ließ sich voriges Jahr wieder zum OB von München wählen. Nicht freiwillig: Er musste es machen, weil sein Favorit abgesprungen war und sich in der Münchner SPD niemand traute, gegen einen No-Name-Kandidaten aus der CSU anzutreten. Das zeigt, wie schlimm es um die Nachwuchspflege in der regierenden SPD bestellt ist. Heute leidet die Partei immer noch an den Folgen. Und weil keiner den Nachwuchs pflegt, kann ein Talent wie Stadtrat Nikolaus Gradl (31) verkümmern.

So ging auch eine Hoffnung wie der Ex-Bundestagsabgeordnete Christoph Moosbauer (39) unter. Nur einer der Jüngeren macht Karriere: Florian Bieberbach (35) – er soll Stadtwerke- Chef werden. So pocht heute der Münchner SPD-Chef Ulrich Pfaffmann (53) auf sein Recht, OB-Kandidat zu werden. Er ist dafür geeignet – aber wie jeder eigenständige Kopf hat er Feinde in der eigenen Partei.

Aber ist er die Lösung? Denn mit ihm sind die bislang bekannten Kandidaten 50 plus – oder nahe dran.Wenn so die Nachfolger kaum jünger sind als der Vorgänger, wird niemand ernsthaft von „Generationswechsel“ reden. Vielleicht gibt es ihn ja, den jungen, großstädtischen Kandidaten, den Ude immer versprochen hatte. Aber in der SPD schauen sich alle ratlos um, wer das sein sollte. Dabei hatten Ude und die SPD 15 Jahre Zeit, einen Nachfolger aufzubauen. So ist es ein Drama, wenn man die eigenen Ansprüche nicht erfüllen kann – und die Chancen verspielt.