Gute schlechte Zahlen

Der FDP wird schneller die Luft herausgelassen als erhofft: Der AZ-Aktuell-Ressortchef Frank Müller über neue Umfragezahlen
von  Abendzeitung
Frank Müller, Ressortleiter AZ-Aktuell
Frank Müller, Ressortleiter AZ-Aktuell © Martha Schlüter

Der FDP wird schneller die Luft herausgelassen als erhofft: Der AZ-Aktuell-Ressortchef Frank Müller über neue Umfragezahlen

Im Bund verliert Schwarz-Gelb die Mehrheit, in Bayern bleibt die CSU unter Druck: Diese schlechten Umfragewerte sind zugleich gute Zahlen – für uns nämlich, die Wähler. Ganz offensichtlich sind wir bereit, schlechte Leistung durch zügigen Liebesentzug zu bestrafen. Gut so. Wer das ganze Ausmaß der vergeigten Neustarts von Berlin und München begutachtet, der wird die Zahlen eher noch als schmeichelhaft empfinden.

Zu den erfreulichsten Details zählt, dass die FDP langsam wieder auf dem Weg dorthin ist, wo sie hingehört: in den einstelligen Bereich. Mit gerade noch zehn Prozent ist dem Westerwelle-Wunder vom Wahlabend schneller die Luft herausgelassen worden, als man das erhoffen konnte – zu Recht: Mit dem fast hysterischen Ruf nach Steuersenkungen um jeden Preis als praktisch einzigem Programmpunkt verschafft man sich vielleicht Profil als Opposition. Solide regieren kann man derart schmalbrüstig nicht.

Doch auch die Union sollte sich durch ihre zumindest stagnierenden Umfragewerte im Bund nicht in Sicherheit wiegen. Die Unzufriedenheit mit Schwarz-Gelb in Bund und Land sitzt tief. Und das beileibe nicht nur bei den in den letzten Tagen so viel beschworenen konservativen Stammwählern. Was die Wähler wollen, ist gutes Handwerk und klare Perspektive. Was sie jedoch von den unionsgeführten Regierungen bekommen, ist Steuerpfusch im Detail und planloses Gewurstel. Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel das nicht stoppt, wird sie noch ganz andere Zahlen zu sehen bekommen.

Frank Müller

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