Frauen ernähren Familie
BERLIN/MÜNCHEN - Der Familienreport von Ministerin Schröder legt die Fakten auf den Tisch: In Deutschland gibt es immer mehr Alleinerziehende. Häufig werden Mütter zum Hauptverdiener.
Jedes sechste Kind wächst mittlerweile bei einem alleinerziehenden Elternteil auf. Das besagt der Familienreport 2010, den Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) am Dienstag in Berlin vorstellte. Die AZ über die wichtigsten Trends:
Der Anteil der Alleinerziehenden ist gestiegen: Wuchsen 1998 nur deutschlandweit in jeder siebten Familie die Kinder bei einem alleinerziehenden Elternteil auf, so war dies 2008 schon in jeder fünften Familie der Fall. Auch in München sind die Zahlen seit dem Jahr 2000 gestiegen, wenn auch nicht eklatant: Damals wurden 21164 Alleinerziehende registriert, 2009 waren es 26020.
Das Armutsrisiko wächst entsprechend: In Familien mit allein erziehenden Vätern oder Müttern ist das Armutsrisiko laut dem Report besonders hoch. „München liegt hier voll im Trend“, sagt die künftige Chefin des Sozialreferats, Brigitte Meier. Bei den hohen Mietpreisen sei ein Einkommen häufig nicht ausreichend, sagt sie.
Frauen tragen zunehmend zum Haushaltseinkommen bei: Immer mehr Frauen gehen arbeiten, zum Teil sind sie sogar die Hauptverdienerinnen der Familie: Der Anteil jener Frauen, die mehr als 60 Prozent des Familieneinkommens erwirtschaften, stieg in Westdeutschland innerhalb von fünfzehn Jahren von sieben auf elf Prozent, und in Ostdeutschland von elf auf fünfzehn Prozent. Die Zahl der alleinverdienenden Männer nimmt ab.
Der Rückhalt der Familie wird immer wichtiger: Die Untersuchung zeigt, dass Familien gerade in Krisenzeiten einen besonders hohen Rückhalt bieten: Etwa drei Viertel der Bevölkerung vertrauen in schwierigen Lebenslagen auf die Hilfe der Familie. Bei Eltern minderjähriger Kinder sind es sogar vier Fünftel. Fast die Hälfte der Alleinerziehenden beispielsweise nimmt für die Kinderbetreuung die Hilfe der Großeltern in Anspruch.
Mütter und Väter sind mit Arbeitsauslastung nicht zufrieden: Laut dem Bericht würde die große Mehrheit der in Vollzeit beschäftigten Eltern gerne weniger arbeiten, und die in Teilzeit beschäftigten gerne etwas mehr.
Das Rollenbild passt sich nur langsam an: 67 Prozent der Frauen, aber nur 58 Prozent der Männer finden, beide Partner müssten zum Haushaltseinkommen beitragen.
Der Staat muss dringend helfen: „Ohne die staatlichen Leistungen wären in Deutschland etwa doppelt so viele Kinder armutsgefährdet“, betont Schröder. Die Vätermonate ließen sich aber aus Spargründen doch nicht von 14 auf 16 Monate erhöhen. ah
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